■ Bosnische Erfahrungen
: Tiefe Bitterkeit

Vier Tage war die Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck in Tuzla. Es war nicht der erste Aufenthalt der Grünen-Politikerin. „Doch die Verzweiflung der Menschen wird immer größer, und mein Schuldgefühl diesen Leuten gegenüber wächst jedesmal.“

In Gesprächen mit Flüchtlingen und auch mit dem Bürgermeister von Srebenica „wird immer wieder die tiefe Bitterkeit der Menschen deutlich“, hat Marieluise Beck beobachtet. „Die Leute verstehen die Welt nicht mehr. Sie haben auf die UN vertraut, und gesehen, daß das nichts gegolten hat. Sie sollten ihre Waffen abgeben, man hat ihnen Schutz versprochen. Und nichts ist geschehen. Besonders dramatisch war, daß während meines Aufenthaltes bekannt gegeben wurde, daß die Bodentruppen aus Groazde abgezogen werden.“

„Die Bundesregierung ist zwar bei den internationalen Entscheidungen nicht gerade ein Schwergewicht“, räumt Marieluise Beck ein. Dennoch müsse sich die Regierung jetzt die Frage gefallen lassen, „wofür die Eingreiftruppen überhaupt da gewesen sind, wenn die Schutzzonen doch an die Mörder ausgeliefert werden.“

Nachdem eine Schutzzone nach der nächsten aufgegeben werde, „fürchten die Menschen nun, daß Tuzla als nächstes dran ist“, erzählt Marieluise Beck. Die Menschen hätten sie inständig gebeten, Tuzla in Deutschland zu thematisieren, „damit Tuzla nicht als Morgengabe an die Serben fällt“. Die Bundesregierung müsse jetzt handeln, fordert Marieluise Beck. „Der Deal zwischen kroatischen und serbischen Nationalisten darf nicht auf dem Rücken Bosniens ausgetragen werden.“ kes