Auch Beckmeyers Sekretärin will partout nicht mit nach Bremerhaven

■ Senatsvorlage zum Umzug des Häfen-Ressorts bleibt vage bei Kosten und Nutzen

Am 29. August soll sich nun im zweiten Anlauf der Senat mit dem Thema „Umzug der Diensstelle des Häfensenators nach Bremerhaven“ befassen. Aber auch die nachgebesserte neue Vorlage, die der taz vorliegt, läßt mehr Fragen offen als sie beantwortet.

Argument für den Umzug ist an keiner Stelle die Arbeitsweise des Ressorts, sondern die allgemein dargestellte „Situation in Bremerhaven“, die „einseitig geprägte Wirtschaftsstruktur“ und die daraus resultierende hohe Arbeitslosigkeit dort. Der Umzug soll da „in Erwartung weiterer Signalwirkungen bei Dritten“ Abhilfe schaffen, heißt es lapidar. Wie das passieren könnte, bleibt offen. Daß die Handelskammer in einer kleinen Umfrage bei ihren möglicherweise betroffenen Mitglieds-Unternehmen festgestellt hat, daß das Signal nicht funktioniert und daß selbst die landeseigene Lagerhaus-Gesellschaft nicht daran denkt, mit umzuziehen, wird in der Senatsvorlage des Häfenressorts nicht problematisiert.

Immerhin würde der Umzug der Behörde mit 90 MitarbeiterInnen den Arbeitsmarkt entlasten, hatte Beckmeyer am Montag erklärt. Wer nicht mit wolle nach Bremerhaven, der solle sich einen anderen Job suchen. „Ich habe sie nicht gezwungen, ihr Haus 30 Kilometer südlich von Bremen zu kaufen.“

Nach den Erkenntnisse des Betriebsrates wird der Umzug der Behörde für die meisten MitarbeiterInnen täglich zwei Stunden mehr Weg zur Arbeit bedeuten; eine Versetzung ist für die meisten angesichts der Altersstruktur und angesichts des Stellen-Abbaus im Öffentlichen Dienst schwierig. Schnell weg konnten nur die Sekretariatskräfte. Sogar die Sekretärin des Senators Beckmeyer selbst hat keine Lust, ihn nach Bremerhaven zu begleiten – sie fängt am 1.9. im Vorzimmer des neuen Wirtschaftssenators an. Auch die Sekretärin des Staatsrates hat bereits um einen neuen Job - im Finanzressort.

Bis zu 10.000 Mark monatlich seien zu sparen, wird in der Vorlage ausgerechnet, weil die Mieten in Bremerhaven billiger und die teuren Räume des Senatsressorts für Arbeit abgestoßen werden könnten. Das Arbeitsressort würde dann in die preiswerteren Räume des Häfenressorts umziehen – dieser zweite Behörden-Umzug ist allerdings nicht kostenmäßig kalkuliert. Für den Häfen-Umzug nach Bremerhaven hat Beckmeyer 200.000 Mark angesetzt. Die tägliche Fahrt zu dem neuen Arbeitsplatz kann im ersten Jahr aber bis zu 350.000 Mark an Zuschüssen kosten. Bis zu 250 Mark pro Monat und Nase sind nach der bremischen „Trennungsgeld-Verordnung“ zu zahlen. Die Mehrkosten für „Kommunikation“ kann der Senator nicht kalkulieren, steht in der Vorlage. Personalrat Michael Skriba rechnet vor: ca. 500.- kosten derzeit die Ortsge- spräche, das könnte auf das zehnfache steigen, wenn fast jedes Gespräch ein Ferngespräch ist. Nicht gerechnet sind dabei die derzeit kostenlosen behörden-internen Gespräche mit anderen Ressorts, die auch über die Telekom abgewickelt werden müßten. Der Personalrat fordert vehement eine Kosten-Nutzen-Rechnung durch Sachverständige, der Senator verweigert das .

Entscheidend aber, sagt der Personalrat, sind die Auswirkungen auf die Arbeitseffizienz: „Uns hat bisher keiner sachlich erklären können, wie wir unsere tägliche Arbeit in Bremerhaven besser oder mindestens genauso gut machen können wie bisher. Die meisten unserer Ansprechpartner sind hier vor Ort in Bremen. Die kurzen Wege sind hier, nicht in Bremerhaven.“ In der Senatsvorlage steht zu diesem Punkt kein Gegenargument.

Der Personalrat setzt nach wie vor darauf, daß er den Umzug verhindern kann, weil er die besseren sachlichen Argumente hat. Möglicherweise werde es keinen Kompromiß mit dem Personalrat geben, sondern das zeitaufwendige „Einigungsverfahren“, teilt Beckmeyer dem Senat mit, weil das Thema „sehr emotional belastet“ sei. K.W.