Unterm Strich

Die französische Regisseurin Ariane Mnouchkine will ihren nun schon seit neunzehn Tagen andauernden Hungerstreik für Bosnien fortsetzen. An der Protestaktion in ihrem „ThéÛtre du Soleil“ in Vincennes bei Paris nehmen vier weitere Theaterkollegen und Erstunterzeichner der „Erklärung von Avignon“ teil. „Wir machen weiter, weil wir an die Macht der Ausdauer glauben und weil wir nicht vor der mächtigen Koalition der Zyniker abdanken wollen“, sagte sie nach Zeitungsberichten vom Montag. „Wir wissen nicht, wann wir aufhören werden.“ Vor vierhundert Menschen, die die Hungerstreikenden am Sonntag besuchten, verlas Mnouchkine eine „Solidaritätsbotschaft“ des französischen Präsidenten Jacques Chirac. Darin bezeichnete Chirac die Erhaltung der Einheit Bosnien-Herzegowinas und die Aufhebung der Belagerung Sarajevos als „Priorität“ der Bosnien-Politik Frankreichs. Es sei „dringend, die Worte in Taten umzusetzen“, kommentierte Mnouchkine. In Schreiben an französische Abgeordnete und Senatoren forderten sie und ihre Kollegen das Parlament zu einer Sondersitzung zum Bosnienkonflikt auf.

Während in Frankreich gehungert wird, nehmen zwölf britische Rock- und Popgruppen – darunter „Blur“ und „Oasis“ – gemeinsam ein Album auf, dessen Erlös für Kinder in Bosnien bestimmt ist. Bis zum 9. September sollen vorerst 300.000 CDs und Musikkassetten von „Help“ an britische Plattenläden ausgeliefert werden. Bisher zugesagt haben die „Stone Roses“, Paul Weller (ehemals „Jam“ und „Style Council“), „Suede“, „Portishead“, die „Boo Radleys“, „Neneh Cherry“, die „Manic Street Preachers“, „Charlatans“, „Chemical Brothers“, „Levellers“, „Terrorvision“ und „Radiohead“. Parallel zur CD im Studio werden Videoclips produziert, die getrennt an zahlende TV-Kunden vermarktet werden können. Die Organisation „War Child“ wird von Schirmherren wie Brian Eno und David Bowie gefördert. Ein Erfolg war bereits die von ihnen in London organisierte Versteigerung „Funwear Show“ von Besitztümern und Kleidungsstücken von Rock- und Popstars.

In gleicher Sache engagiert sich auch die vor allem durch Filme von Ingmar Bergman bekannt gewordene schwedische Schauspielerin Bibi Andersson: Sie kandidiert bei den Europawahlen im September für die neu ge

gründete „Sarajewo-Liste“. In einem Zeitungsinterview begründete sie ihre Kandidatur am Montag mit Eindrücken von zwei Reisen in das Kriegsgebiet in Ex-Jugoslawien, bei denen sie auch vielen vergewaltigten Frauen begegnet sei: „Diese Eindrücke bleiben an der Netzhaut kleben. Man wird so zornig.“ Die eigens für die Europawahl gegründete Sarajewo-Liste setzt sich für ein entschiedeneres internationales Vorgehen zum Schutz der bosnischen Bevölkerung ein.

Das Deutsche Bibliotheksinstitut in Berlin hat vor Buchgeschenken der Scientology-Sekte an Bibliotheken gewarnt. In letzter Zeit versendet die Sekte, wie gemeldet, offenbar vermehrt Publikationen an öffentliche Büchereien und wissenschaftliche Bibliotheken, wobei sie nicht immer als Absender zu erkennen ist. Das Institut bekommt zunehmend Anfragen zu solchen Präsenten und empfiehlt, die Bücher zurückzuschicken. In ihnen werde die Philosophie der Scientologen in den schönsten Farben geschildert, und sie zielten auf die Labilität der Leser und deren Suche nach einem Lebenssinn ab. Gerade in Büchereien mit jugendlichen Lesern habe derartige Literatur nichts zu suchen; wissenschaftliche und größere öffentliche Bibliotheken hätten allerdings einen Informationsauftrag und sollten die Traktate Forschern zur Verfügung stellen. Als Absender fungiert oft nur eine Privatperson, auch im Impressum oder Inhaltsverzeichnis finden sich kaum Hinweise auf die Sekte. Selbst in Kunstbüchern oder in Science-fiction-Romanen würden Kapitel eingestreut, die für die Sekte werben. Rechtliche Schritte hat das Institut noch nicht eingeleitet, weil man Schenken schließlich nicht verbieten kann. Viele Bibliotheken haben die milden Gaben zurückgesandt – bisher ohne Reaktion der Sekte.

Die neuseeländische Regisseurin Jane Campion („Das Piano“) hat in London mit den Dreharbeiten zu einem neuen Film begonnen. „The Portrait Of A Lady“, nach einem Roman von Henry James aus dem späten 19. Jahrhundert, schildert die Erfahrungen einer jungen Amerikanerin in Europa. Neben Nicole Kidman in der Hauptrolle spielen John Malkovitch, Barbara Hershey, Martin Donovan und Sir John Gielgud. Der Film soll im August nächsten Jahres in Deutschland anlaufen.

Uneinigkeit in der Bewertung einer Versteigerung bei Sotheby's in London herrscht derzeit zwischen den Nachrichtenagenturen dpa und Reuter: dpa hält die umfangreichste Sammlung kaiserlichen chinesischen Porzellans aus dem 15. Jahrhundert, die je in der westlichen Welt zu sehen war, für einigermaßen einzigartig. Denn die Exponate wurden mühselig aus den Scherbenhalden der kaiserlichen Werkstätten zusammengeklebt – der Kaiser akzeptierte nur Erstklassiges, Ausschuß mußte zertrümmert werden. Reuter dagegen spricht von „500 Jahre altem kaiserlichen Ramsch auf Tournee“.