■ Essentials
: Stamokap / Punks und Putz / Koalitionen / Atomkraft / Rüstung

„Solidarität auch mit Stamokap-Anhängern“ überschreibt der hannoversche Juso-Bezirksvorsitzende Gerhard Schröder 1973 einen Artikel für die örtliche SPD- Rundschau. Juso-Bundesvorsitzender aber wird Schröder 1978 nur, weil die SPD seinen Stamokap-Vorgänger gefeuert hat. „Er brachte die Jusos wieder auf einen realistischen Kurs“, heißt es später in Parteibroschüren über Schröders Wirken als Juso-Chef.

Die Arbeit in der Enquetekommission „Jugendprotest“ Anfang der 80er verhilft dem SPD-Hinterbänkler im Bundestag zu einigen Fernsehauftritten. Über Punks sagt er 1983: „Der haut auf den Putz, weil das seine Möglichkeit ist, Unzufriedenheit mit bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen zu zeigen.“ Zu den Chaostagen 1995 in Hannover: „Wer hierher kommt, um Chaos zu veranstalten, muß sich nicht wundern, wenn er das Fell versohlt kriegt.“

Unterstützt von Willy Brandt wird Schröder 1983 zum Vorsitzenden des SPD- Bezirks Hannover gewählt. In seiner Kandidatenrede bekennt der damals 39jährige: „Es geht um die Ausübung politischer Macht.“ Und zwar nur das. Ab 1991 propagiert Schröder Rot-Grün als „Modell für den Regierungswechsel“, schon im Jahr darauf aber redet er einer Großen Koalition das Wort. In der Konkurrenz mit Scharping um den Parteivorsitz setzt er 1993 wieder auf Rot- Grün – als 1994 aber Scharping mit Rot-Grün Kanzler werden will, hält Schröder wieder „die Option einer Großen Koalition offen“.

Ein „richtig schönes Gesellenstück“ (Willy Brandt) gelingt dem Wahlkämpfer Schröder 1986 in Niedersachsen: Von dreizehn auf einen Prozentpunkt schmilzt der Stimmenvorsprung von CDU und FDP. Im „Tschernobyl-Wahlkampf“ propagiert Schröder den Ausstieg aus der Atomkraft. Für die Option zum Bau neuer Reaktoren tritt er erst in den Energiekonsensgesprächen der Jahre 1993 und 1995 ein.

„Wer am 100-Milliarden- Projekt ,Jäger 90‘ festhält, der handelt nicht nur politisch falsch, der handelt unsozial“, poltert der Wahlkämpfer 1990 und fordert „drastische Schnitte im Rüstungshaushalt“ – bis 1993. Da fordert der Dasa-Daimler- Freund Schröder ebenso vehement den Bau des zum Eurofighter umgetauften ,Jäger 90‘. Während des Golfkriegs will Schröder alle deutschen Rüstungsexporte in Nicht-Nato-Länder verboten sehen. Ein Jahr später befürwortet er den Export einer U-Boot-Flotte nach Taiwan.