Mit Streiks gegen Dolores

■ Betriebsrat Bremen droht der Dasa-Führung mit Werksbesetzung

DIm Streit um die richtige Sanierungsstrategie für die Daimler-Tochter Dasa schließt der Betriebsrat des Dasa-Werks Bremen Streiks und Werksbesetzungen nicht mehr aus. Wenn es um den Erhalt der 2.955 Arbeitsplätze und des Standorts Bremen gehe, „ist zunächst einmal alles möglich“, kündigte der Betriebsrat gestern in Bremen an. Bei einer Betriebsversammlung am morgen war Gerhard Eisen von der Geschäftsführung der Dasa ausgebuht und ausgepfiffen worden, als er das Arbeitsplatzabbau-Konzept der Firmenspitze verteidigte. Die Daimler-Spitze hatte von nur noch 650 Arbeitsplätzen in Bremen gesprochen.

Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) und Bremens Regierungschef Henning Scherf (SPD) wollen gemeinsam für den Erhalt bedrohter Arbeitsplätze bei der Daimler-Benz Aerospace Airbus GmbH kämpfen. „Man muß in Norddeutschland mit einer Stimme sprechen“, sagte Schröder nach einem Treffen mit Scherf in Hannover.

Einig sind sich Gewerkschaftler und Ministerpräsidenten, daß das Sanierungskonzept der Führung des Luft- und Raumfahrtkonzerns unter dem Stichwort „Dolores“ nicht realisiert werden darf. Nach den Dasa-Plänen droht in den kommenden Jahren konzernweit der Verlust von bis zu 15.000 der 40.000 Arbeitsplätze der Dasa in diesem Bereich. „Die Dasa-Entscheidung ist eine Ein-Mann-Entscheidung von Daimler-Benz-Chef Jürgen Schrempp, der kein Ziel in Frage stellt, um den Aktionären etwas Gutes zu tun“, sagte der Betriebsrat.

Die Sicherung der Arbeitsplätze erscheint laut Schröder möglich, weil sich der Airbus, um den es in Norddeutschland vor allem gehe, auf dem Weltmarkt durchgesetzt habe. Die Bundesregierung hatte die in Norddeutschland konzentrierte Airbus-Entwicklung und Produktion in den vergangenen Jahren mit insgesamt 6,5 Milliarden Mark subventioniert. Schröder sagte, es werde in dieser Frage Gespräche mit der Bundesregierung geben müssen. Bund und Länder müßten der Dasa gemeinsam klar machen, daß man Arbeit gelegentlich subventionieren müsse. Dies müsse aber Arbeit in Deutschland und nicht im Dollarraum oder in anderen Gegenden der Welt sein.

Geschäftsführer Eisen von der Dasa-Geschäftsführung hatte zuvor alle Grundlagen und Ziele von „Dolores“ bestätigt. Eisen hat nach Angaben des Betriebsrats lediglich angeboten, daß die Betriebsräte in den nächsten 14 Tagen selbst Vorstellungen entwickeln sollten, wie die gesteckten Ziele zu erreichen seien.

Im Bremer Werk sind derzeit 2.955 ArbeitnehmerInnen beschäftigt. Sie sollen nach dem Dasa-Plan bis zum Jahre 1998 auf 647 reduziert werden. dpa/ten