Umsonst und draußen

■ Open Air-Festival zum 50. Geburtstag von Radio Bremen

Seit fünfzig Jahren ist Radio Bremen inzwischen „auf Sendung“. Das wollen die MacherInnen von RB 2 nicht alleine feiern. Am Freitag- und Samstagabend gibt's deshalb auf dem Marktplatz Musik, umsonst und draußen. Die Jazz- und Pop-Redaktion präsentiert ein vielversprechendes Programm aus Blues, Jazz, Folk, Neuer Musik und Chanson.

Zum Auftakt am Freitag spielt das Music Revelation Ensemble aus den USA. Das Quartett um den Gitarristen James Blood Ulmer hat als Avantgarde-Jazz-Formation im Umkreis der New Yorker Free Funk Szene angefangen. Seitdem sich Ulmer wieder stärker dem Blues zuwandte, hat sich auch die Ausrichtung des Ensembles in diese Richtung bewegt. Ulmer verbindet seine Bluesauffassung mit der harmolodischen Spielweise Ornette Colemans, in dessen Gruppe er Anfang der 70er spielte. Zum Line-up gehören der Altsaxophonist Arthur Blythe, auch Mitglied des World Saxophone Quartet, Amin Ali am Bass und Cornell Rochester an den Drums. Die vier bieten eine wilde Mixtur aus Jazz, Funk und Blues.

Eine der eigenständigsten Stimmen der aktuellen US-Bluesszene ist ebenfalls am Freitag zu hören: John Mooney. Der Gitarrist und Sänger verknüpft die Traditionen des Delta Blues mit den funkigen Grooves des modernen New Orleans. Die rauhe und ungestüme Bluesvariante, die sich daraus ergibt, wußte das Publikum bei seinen bisherigen Bremer Auftritten immer zu begeistern. Der Bluesmann mit der rauchigen Stimme gilt auch als ausgesprochen virtuoser Slide-Gitarrist. Er wird solo auftreten.

Zum Abschluß des Freitagabends spielen dann die Big Town Playboys auf. Die sechs Briten nennen ihren Stil Jump-Blues. Nicht zu unrecht, denn ihre Musik an der Nahtstelle von Rhythm'n'Blues und Rock'n'Roll aus den 50er Jahren fährt in die Beine. Bekannte Blueser wie Eric Clapton oder Jeff Beck engagierten die Band schon für gemeinsame Auftritte und Aufnahmen. Mit zwei Saxophonen, Gitarre, Keyboards, Bass, Schlagzeug, Gesang und einer mitreißenden Show werden die Big Town Playboys den Abend alles andere als gemächlich ausklingen lassen. Außerdem im Freitagsprohgramm: Chansonnier Tim Fischer sowie die Bedlam Rovers, eine Folktruppe aus San Francisco.

Hhepunkt des Samstags: das Streichquartett des in England lebenden gebürtigen Rumänen Alexander Balanescu. Er greift in seiner Musik u.a. volksmusikalische Elemente des Balkans auf, die von minimalistischen Formen überlagert werden. Das Balanescu Quartet bewegt sich mit seinem Repertoire außerhalb der üblichen Bahnen. Neben Eigenkompositionen stehen Interpretationen von Kraftwerk-Stücken und Kompositionen von David Byrne oder Michael Nyman. Samples, Perkussions-Elemente und der Einsatz von Stimmen erweitern das Klangspektrum des Streichquartetts.

Anschließend werden nocheinmal John Mooney und die Big Town Playboys zu hören sein. Den Samstag komplettiert der Auftritt der Wiener Tschuschenkapelle: Sie servieren eine eigentümliche Melange aus slawischen Weisen, orientalischen Klängen, Roma-Swing und Wiener Kaffeehaus-Musik.

Arnaud

Am Freitag und Samstag jeweils ab 18 Uhr auf dem Marktplatz