■ Mit dem Radio auf Du und Du
: BosnierInnen fordern Hörfunkprogramm

„Was da unten in Wirklichkeit passiert, wissen wir nicht.“ Faruc Kolonic ist 1. Sekretär des bosnischen Vereins Merhamet in Bremen, und gemeinsam mit vielen BosnierInnen in Deutschland wünscht er sich bessere Informationen aus der Heimat – und eine eigene Radiosendung, wie andere Ausländergemeinschaften auch. Um dem Nachdruck zu verleihen, haben gestern bosnische Flüchtlinge und Mitglieder der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor 14 öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Mahnwachen abgehalten. Auch vor den Toren von Radio Bremen.

Federführend für die für die Ausstrahlung von Radiosendungen für ausländische Mitbürger Rundfunkanstalten in der ARD ist allerdings der WDR verantwortlich. Dessen Indendant, Fritz Pleitgen, hat es aber bisher abgelehnt, eine bosnische Radiosendung auszustrahlen. Seiner Argumentation nach gibt es keine bosnische Sprache. Dies hat der GfbV-Bundesvorsitzende Tilman Zülch aber gestern in einem Brief öffentlich dementiert. So exisitiert sehr wohl eine bosnische Hochsprache, wie auch eine bosnische Grammatik aus dem Jahre 1890 belegt. Darüber hinaus bietet etwa das Land Hessen Bosnisch als Schulsprache an.

Weiter beschwert sich die GfbV über die ungleiche Behandlung von BosnierInnen, SerbInnen und KroatInnen in Deutschland. Die hier ansässigen SerbInnen und KroatInnen können schon seit einiger Zeit eigene Nachrichten über den Äther verbreiten, den 500.000 in Deutschland lebenden BosnierInnen wird diese Möglichkeit aber bisher verwehrt. Gerade für diese „als Hauptopfer von Völkermord und Aggression“, müßte aber eine eigene Redaktion und Radiosendung geschaffen werden.

Bisher beziehen die BosnierInnen ihre Informationen nur aus den serbisch-kroatischen Sendungen. “Diese Nachrichten sind aber nicht ungefiltert und oft schon Tage alt“, beschwert sich Faruc Kolonic. Den Appell an den Verantwortlichen des WDR unterstützen zahlreiche PolitikerInnen und Prominente, so etwa Rita Süßmuth, Reinhold Messner und Simon Wiesenthal.

ans / Foto: Karsten Joost