Warum eigentlich immer Ikea? Von Klaudia Brunst

Bereits einige Wochen vor unserer eigenen Abreise in Richtung Dänemark hatte sich schon unser altes „Klippan“ in Richtung Sperrmüll verabschiedet. „Ach, guck mal“, meinte meine Freundin, als sie es sich mit dem Ikea-Katalog und ein paar alten Decken vor dem Fernseher gemütlich gemacht hatte, „unser ,Klippan Hola blau‘ gibt's sogar noch.“ – „Das meinst du doch nicht im Ernst“, fragte ich ungläubig zurück, „ich kauf doch kein Sofa, von dem dann nicht mal unsere Nachbarin merkt, daß es neu ist!“ Das sah meine Freundin natürlich sofort ein.

„Warum eigentlich immer Ikea?“ meinte sie etwas später, als uns gerade ein ortsansässiger Möbelanbieter im Lokalfernsehen sein neues Einrichtungszentrum am Stadtrand anpries. Heutzutage hätten schließlich praktisch alle Möbelhersteller einen gut sortierten Abholmarkt für junge Leute. „Und so doll ist das mit dem Service bei Ikea ja auch wieder nicht.“

Also machten wir am nächsten Samstag eine Landpartie, entschieden uns spontan für ein Schlafsofa namens Tekkno und trabten frohgemut zum „Check-In“-Schalter. „Lieferwoche 24“, meinte die Verkäuferin freundlich und quittierte den Erhalt unserer Anzahlung. „Was“, rief meine Freundin entsetzt, „das ist ja erst in sechs Wochen!“ Mit dem Hinweis, wir seien hier schließlich nicht bei Ikea, und das Wort „Abholmarkt“ bezöge sich nur darauf, daß wir für den Abtransport der Ware selbst verantwortlich seien, entließ uns die Dame in unser Lieferschickal.

Lange hörten wir von unserer Bestellung gar nichts. In der Lieferwoche 26 kam dann aber doch ein freundliches Schreiben des freundlichen Möbelhauses: Die Bereitstellung unserer Bestellung verzögere sich bis auf weiteres. Und dann fuhren wir erst mal bis auf weiteres in Urlaub, in der sicheren Gewißheit, daß unser Tekkno bei unserer Heimkehr bestimmt abholbereit sei.

War es aber nicht. „Die Lieferfirma hat Lieferprobleme“, erklärte mir Frau Schrills am Telefon, vor Ende August sei da wohl nichts zu machen. Meinen Hinweis, daß wir jetzt schon seit mehr als drei Monaten auf dem Boden fernsehen müssen, konterte sie geschickt: „Ich dachte, Sie waren bis letzte Woche in Urlaub?“

In der letzten, 33., Kalenderwoche telefonierten Frau Schrills und ich praktisch täglich. Meine Bestellnummer konnten wir nun beide auswendig. Nur das Tekkno ließ immer noch auf sich warten. „Vielleicht lassen wir das einfach“, meinte ich letzten Freitag, „ich storniere meine Bestellung, und die Sache ist erledigt.“ – „Das brauche ich aber schriftlich“, meinte Frau Schrills, bestätigte mir den Erhalt meines Stornofaxes und verabschiedete sich in ihr wohlverdientes Wochenende. Wir dagegen fuhren am letzten Samstag nun doch zu Ikea und kauften uns ein „Klippan Hola blau“. Glücklich, daß alles wieder seine Ordnung hatte, verbrachten wir einige geruhsame Tage vor dem Fernseher, bis Frau Schrills sich ein letztes Mal bei uns meldete: Unser Sofa sei nun endlich geliefert worden, und weil die „gesetzliche Stornofrist“ ja noch nicht abgelaufen sei, müsse ich die Ware nun doch bis Samstag abholen.

„Der Ikea-Serive ist doch unübertroffen!“ meinte meine Freundin. „Wenn die nicht diese Rückgabegarantie hätten, wären wir jetzt glatt aufgeschmissen!“