Zu Heilwerden bald nach Bremen statt nach Herdecke

■ „Mensch im Mittelpunkt der Medizin e.V.“ plant „ganzheitliche“ Klinik

Ob Menschen mit einer Krebsdiagnose konfrontiert sind; ob sie sich seit Jahren mit „unklarem Bauch“ herumschlagen; oder ob sie von einem wunderschönen Start fürs Baby in gedeihlichem Ambiente träumen – viele Kritiker der Schulmedizin denken an die anthroposophische Klinik in Herdecke, wenn sie ein „gutes Krankenhaus“ suchen. Geht es nach dem vor acht Wochen gegründeten Verein „Mensch im Mittelpunkt der Medizin“, könnten schon Mitte nächsten Jahres die ersten Stationen eines „ganzheitlichen Krankenhauses“ in Bremen eröffnet werden.

Die Idee hatten Christine Bernbacher, grünes Bürgerschaftsmitglied und Gesundheitsdeputierte sowie Elisabeth Holtappels, Kunsttherapeutin, vor zwei Jahren. Sie scharten etwa 20 Interessierte in einem Arbeitskreis um sich, bastelten ein Konzept und gründeten den Verein, der sich während des „Visionen“-Kongresses am Wochenende erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

„Das herkömmliche Krankenhaus mit seiner hochtechnisierten, funktionellen und hierarchischen Struktur kann nicht im gewünschten Maße zur Gesundung des Menschen führen“, sagt der Verein. Er will ein Krankenhaus, das auf „Atmosphäre“ achtet, neben medizinischen auch „biographische, soziale, psychische, ethische und geistig-spirituelle Bezüge“ berücksichtigt. Die Bremer Klinik soll aber keine anthroposophische Einrichtung werden; die Richtung heißt: „integrativ“. Alles, was heilt, ist erlaubt, neben der Schulmedizin Homöopathie, Feldenkrais, Akupunktur, Schröpfmassagen, Kinesiologie, Shiatsu, Fasten, Wickel, Psychotherapie, Qi Gong, Kunst- und Aromatherapie u.s.f. Schwerpunkte der Klinik sollen zunächst Allgemeinmedizin, Onkologie (Krebsbehandlung) und Frauenheilkunde sein.

Der Verein steht in Kontakt zu den einschlägigen Einrichtungen in Herdecke, Hamburg-Rissen und einer Klinik in Gründung in Berlin. Bisher existiert man von Spenden; Ex-First-Lady Veronica Carstens wollte zwar nicht noch eine Schirmherrschaft übernehmen, schickte aber immerhin Geld. Man rechnet sich einige Chancen aus, an EU-Mittel zu kommen, und hofft auf Förderung durch das Land und die hiesige Industrie. Angeblich ist ein Bremer Krankenhaus interessiert, zusammen mit dem Verein zwei „ganzheitliche“ Stationen einzurichten. Ziel ist aber definitiv ein eigenes Haus mit 80 bis 100 Betten in Zweibettzimmern – „einige Villen haben wir uns schon angesehen,“ verrät Frau Holtappels.

BuS

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