Danke... super!

The kids are not alright. Da können die jungen Gitarreros ihre Klampfen noch so sehr in Who-Manier herumschleudern, da können sie noch so trotzig mit den Füßlein stampfen, können zucken und spucken. Das ist kein Rock'n'Roll mehr, der salbungsvoll der Jugend Wunden mit sanften Worten und Akkorden bestreicht. „Blumfeld“ (Hamburg) und „Shellac“ („Hi, we are Schleck from Chicago“) beim Bremer „Überschallfestival“ im „Aladin“: Das war eine Feier der Verzweifelten. Darin aber ziemlich überzeugend. Shellacs Steve Albini gab den elektrischen Zitteraal, sein Trommler Todd Trainer (unser Bild) prügelte sich die Desparation förmlich aus dem Leib. In der Abteilung „verzweifelter, blaßwacher Stadtneurotiker“ wurden beide freilich von Blumfelds Jochen Distelmeyer übertroffen. Die „Ich-Maschine“ (so hieß ahnungsvoll die erste Platte der Kombo) ratterte ekstatisch; die Gitarren plärrten barbarisch; die Texte schrien die geballte Gefühlskälte unserer heutigen Zeit usw. hinaus. Und Distelmeyer murmelte zwischen den Stücken ein eiskaltes „Danke ... super“ ins Publikum. Die Kids samt einiger Junggebliebener feierten dessen Einsamkeits-Bekenntnisse: „Lieber allein alleinsein/ als zu zweit nur einsam“. Böse Welt. Das erlösende Come-Together-Feeling aber blieb aus: „Ich-Ich-Ich“ hallte es im Saal wider. Kein Trost, kein Nichts von Blumfeld; nach dem Gig ging Distelmeyer allein durch den Saal, unerkannt, unberührt. tw/Foto: Karsten Joost