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Bundesgartenschau – Super-Flop?

■ Bau-Staatsrat fordert: Sanierungs-Geld für „BROT“, nicht für „SPIELE“ ausgeben

Eine Runde von Staatsräten bekam am Donnerstag „persönlich“ vertrauliche Post. „Eilt! Bitte sofort vorlegen“ steht darauf. Thema des Schreibens: Bundesgartenschau (Buga). Bremen soll groß ins Gespräch kommen, 3,5 Millionen Besucher anlocken. Großer Unsinn, so liest sich der vertrauliche Brief des Bau-Staatsrates Jürgen Lüthge kurz zusammengefaßt.

„Bundesgartenschau an der Weser-Linie“ ist die gemeinsame Idee von Wirtschafts- und Umweltressort. Man habe offenbar keinen geeigneten Ort, sagt dazu der Bau-Staatsrat. Zwischen AG-Weser-Gelände und Hemelingen sind auf einer bunten Karte kleine Buga-Flecken ausgewiesen – als ob die BesucherInnen, die unter Bundesgartenschau ein Meer von Blumen erwarten, eine Stadtrundfahrt unternehmen würden. Kein Gedanke daran, auf welchen Straßen die Besucherströme, für die andere Städte eigens U-Bahn-Stationen gebaut haben, zwischen Hemelingen und Gröpelingen pendeln sollen.

Das inhaltliche Konzept der BUGA, so der Bau-Staatsrat, lese sich wie das „Remake einiger Projekte aus dem Programm „Stadt am Fluß“. Im Behörden-Jargon nennt man sowas „Sowieso-Projekte“. Für 33 Millionen sollen u.a. die Wallanlagen erneuert werden. Allerdings: Wenn die ihren historischen Charakter dabei behalten sollen, ist das nichts für ein Bundesgartenschau-Publikum. Für 18 Millionen soll eine Fußgänger-Brücke über den Osterdeich an der Altmanns-Höhe gebaut werden. Andere Städte, so Lüthge, bauen wenigstens mit dem Buga-Geld Infrastruktur-Maßnahmen, die auch nach der Schau noch Sinn machen.

Ganz sarkastisch wird der Staatsrat bei dem Thema Finanzierung. In einer internen Projekt-Skizze vom 7.8. rechnen Umwelt- und Wirtschaftsressort noch mit 250 Millionen Kosten. Zwei Wochen später ist das in der Hochglanz-Vorlage schon auf 132 Millionen runterfrisiert. Dagegen stehen Einnahmen aus „Eintritt“ über 40 Millionen – vorne im Werbe-Prospekt wird die Bremer Buga allerdings als eine „ohne Zäune“ beworben. Das macht Sinn – wie soll man an den Wall-Anklagen Zäune und Kassenhäuschen aufstellen!

Wie also soll die Buga finanziert werden? „Auch bei noch so intensivem Studium des WAP und des ISP kann ich derartige Summen nicht finden. Hier wäre ich sehr gespannt zu erfahren, wo sich diese Millionenbeträge noch in dem bremischen Haushalt verstecken. Um Aufklärung wird gebeten“, spottet der Bau-Staatsrat, und kündigt an, daß er dagegen stimmen werde.

Auch politisch, so der geharnischte Brief, passe der Vorstoß nicht in die Landschaft. „In einer Zeit, in der ... der bremischen Bevölkerung erhebliche Einschnitte bei der sozialen Versorgung zugemutet werden, müssen alle vorhandenen Energien darauf konzentriert werden, daß vorhandene Mittel für BROT (darunter verstehe ich Arbeitsplätze, Haushaltssicherung, Investitionen und soziale Sicherung) und nicht für SPIELE (darunter verstehe ich die Bundesgartenschau) ausgegeben werden. Was sollen sich beispielsweise die von massiver Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeiter der Dasa denken, wenn statt einer dauerhaft Arbeitsplätze schaffenden Investitionspolitik für ein paar Monate 90 Millionen ausgegeben werden?“ K.W.

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