Ende einer Ehe

■ Mandela reicht die Scheidung ein

Johannesburg (taz) – Nach 37 Jahren geht eine der prominentesten Ehen der Welt in die Brüche: Der südafrikanische Präsident Nelson Mandela hat seiner Ehefrau Winnie die Scheidungsunterlagen zustellen lassen. Wie gestern bekannt wurde, hat ein Gerichtsdiener des Obersten Gerichtshofes in Kapstadt am Donnerstag nachmittag versucht, Winnie Mandela in ihrem Abgeordnetenbüro in Kapstadt die Scheidungsunterlagen zu überreichen – allerdings vergeblich, denn Frau Mandela hatte ihr Büro bereits verlassen. Vollzogen wird mit diesem formaljuristischen Schritt lediglich, was schon seit Jahren bekannt ist. Die Ehe zwischen den beiden weltweit bekanntesten ANC-Politikern ist längst zerbrochen.

27 Jahre lang saß der heute 77jährige Nelson Mandela im Gefängnis. Nach kaum vier Jahren Ehe mit der gelernten Sozialarbeiterin verhaftete ihn das Apartheid- Regime im Jahre 1962. Winnie Mandela wurde während seiner Gefangenschaft zum internationalen Symbol des Befreiungskampfes in Südafrika. Mehrmals wurde sie von den weißen Machthabern verhaftet und unter Bann gestellt, ließ sich aber nie mundtot machen. Während hinter den Kulissen seit Mitte der 80er Jahre bereits die Verhandlungen zwischen der weißen Regierung und den schwarzen Befreiungskämpfern liefen, machte sich Winnie Mandela jedoch zusehends unbeliebt.

Ihre Allüren als African Queen, die sich, wo immer sie auftauchte, mit einer Art Hofstaat von jugendlichen Anhängern umgab, schadeten ihrem Ansehen mehr und mehr. Kurz vor der Freilassung Mandelas im Februar 1990 kam es zum Skandal: Ihre Leibgarde in Soweto stand unter Verdacht, vier Jugendliche entführt und einen von ihnen, Stompie Sepei, umgebracht zu haben. Später wurde sie des Kidnappings und der Beihilfe zum Mord angeklagt und für schuldig befunden, nach einer Berufung aber mit einer Geldstrafe auf Bewährung freigesprochen.

Zwei Jahre nach seiner Freilassung erklärte Mandela, er werde künftig in Trennung von seiner Frau leben. Nach seiner Amtsübernahme machte er sie sogar zur stellvertretenden Ministerin. Im Frühjahr diesen Jahres war jedoch auch seine Geduld mit ihren Extravaganzen am Ende. Ohne nähere Angabe von Gründen entließ er sie aus dem Kabinett und beging dabei ausgerechnet einen Formfehler. Winnie triumphierte zum letzten Mal. Um einen Prozeß zu vermeiden, mußte er die Entlassung kurzzeitig rückgängig machen. Kordula Doerfler