Sprache für Geld

■ Bremen bekommt ein Fremdsprachenzentrum / Uni-Profs sind gekrängt, Personalrat und LektorInnen verärgert / Gebühr droht

Chinesisch, Japanisch, Arabisch und alle weiteren weltweit wichtigen Verkehrssprachen können künftig am Bremer Fremdsprachenzentrum (FZHB) erlernt werden, das mit Beginn des Wintersemesters schrittweise den Fremdsprachenunterricht aller vier Hochschulen des Landes übernimmt. Ab sofort können StudenInnen durch die Zusammenarbeit mit dem Institut Français und dem Instituto Cervantes auch Zertifikate in Französisch und Spanisch erlangen. Doch dieser längst überfällige Fortschritt ist keineswegs überall ein Grund zum Feiern. Denn WissenschaftlerInnen, LektorInnen und Personalrat fühlen sich übergangen, und StudentInnen droht am FZHB eine saftige Gebühr für die bisher an den Hochschulen kostenlos angebotenen Fremdsprachenkurse.

Zwar wird die neue „Serviceleistungseinrichtung“ (Behördenjargon) mit Geldern des „Investitions-Sonderprogramms“ des Landes finanziert. Doch daß in Zukunft StudentInnen für den Spracherwerb zur Kasse gebeten werden, will Prof. Helga Gallas, Planerin des FZHB und bis vor kurzem Konrektorin der Uni, nicht ausschließen. Sie plädiert für die Orientierung des FZHB an kommerziellen Sprachinstituten.

„Wir haben bereits über Gebühren nachgedacht“, heißt es auch in der Wissenschaftsbehörde. Die dortige Referentin, Brigitte Kleinen, geht davon aus, daß StudentInnen, bei denen der Fremdsprachenerwerb nicht im Lehrplan verankert ist, Gebühren entrichten müssen.

Auch die Philologen der Universität sehen mit der FZHB-Gründung ihre Felle davonschwimmen. Im Gegensatz zu vielen anderen Sprachenzentren an deutschen Unis wird sich das FZHB nicht mit Forschung, sondern lediglich mit der Sprachvermittlung beschäftigen. Zwar habe das auch Vorteile, die Autonomie der einzelnen Fremdsprachenfächer gehe dabei aber verloren, so Matthias Waltz, Professor für französische Literatur.

Die meisten Uni-LektorInnen werden vom FZHB weiterbeschäftigt. Sie müssen sich allerdings an andere Arbeitszeiten gewöhnen. Die Lehrpflicht soll sich von derzeit 18 auf 24 Stunden erhöhen. Zudem sollen die Verträge einiger LektorInnen, die bislang als „abgeordnete LehrerInnen“ an der Uni beschäftigt waren, nicht verlängert werden, da sie, laut Prof. Pasternack, Sprecher des Fremdsprachen-Fachbereichs, den hohen Ansprüchen des FZHB nicht gerecht würden.

Die Betroffenen an der Uni reagierten empört und benachrichtigten den Personalrat. Dieser zeigte sich sehr überrascht, denn bisher war er über die FZHB-Pläne noch gar nicht informiert. Jetzt bahnt sich deshalb ein Schlichtungsverfahren an. Luigi La Grotta