Kommentar
: Lauter, Mädchen!

■ Bevor die Politik vollendes einschläft

Jungs haben's gut: Die brauchen bloß mal ein paar Reifen zerstechen, schlimmstenfalls 'nen Molli schmeißen, schon kriegen sie einen Treffpunkt, SozialarbeiterInnen, Ausflüge. Mädchen dagegen – stört doch keinen, wenn die in ihrem Jugendzimmer sich an den Unterarmen rumritzen oder nach dem Essen heimlich kotzen... So zynisch möchte man werden, wenn man sich anschaut, was aus dem im März verabschiedeten Mädchenförderplan geworden ist, nämlich nichts.

Sicher, es waren Wahlen dazwischen – aber es sind doch nicht auch sämtliche BeamtInnen neu gewählt worden! Gilt denn eine „Empfehlung“, und der Mädchenförderplan ist eben leider nur eine Empfehlung, unter der neuen Regierung gar nichts mehr? Fast muß man's befürchten, zumal da im neuen Koalitionsprogramm überhaupt nichts mehr steht von Mädchenförderung, sondern nur noch von der Förderung von „Begegnungsformen“ wie Freizis. Hört sich geschlechtsneutral an und damit nicht schlecht. Ist aber schlecht: Denn die Freizis werden zu 70-80 Prozent von männlichen Jugendlichen genutzt. Weil sie zuwenig für Mädchen anbieten.

Soll später keiner mehr jammern darüber, was die Behandlung von tablettensüchtigen Frauen kostet, was die jahrelange Analyse von Magersüchtigen, die endlose Therapie von sexuell Mißbrauchten! Christine Holch