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Achse Athen-Bukarest-Sofia

■ Neben Rumänien bemühen sich auch Griechenland und Bulgarien um eine Aufhebung der Sanktionen gegen Serbien

Bukarest (taz) – Serbien erhält neue Rückendeckung bei dem Versuch, seine internationale Isolation zu durchbrechen: Während eines Treffens am Wochenende in der griechischen Stadt Ioannina sprachen sich die Außenminister Griechenlands, Bulgariens und Rumäniens für eine schnelle Aufhebung der UN-Sanktionen gegen Serbien und Montenegro aus. In einer gemeinsamen Erklärung von Carolos Papoulias, Georgi Pirinski und Teodor Meleșcanu heißt es dazu, die internationalen Sanktionen dürften nicht erst nach der Annahme eines Friedensplans für Bosnien aufgehoben werden, wie dies zum Beispiel der Plan der Vereinigten Staaten vorsehe.

Die Aufhebung des Embargos gegen Serbien und Montenegro müßte vielmehr parallel zum Friedensprozeß verlaufen. Die Außenminister der drei Länder verlangen damit praktisch eine bedingungslose Beendigung der UN-Sanktionen.

Die Außenminister der drei Balkanstaaten sagten in Ioannina zwar nicht, welche konkreten Schritte sie unternehmen wollen, um ihre Forderung durchzusetzen. Begründet wird sie aber offiziell vor allem mit den wirtschaftlichen Schäden, die das Embargo verursacht hat und die eine Summe von mehreren Milliarden Dollar erreichen. Betroffen ist vor allem Rumänien, das laut eigenen Angaben durch das Embargo mindestens acht Milliarden Dollar verloren hat. Griechenland, Bulgarien, Rumänien sowie Albanien und die Republik Moldova haben deshalb vor kurzem erneut beim UNO-Sicherheitsrat und bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) interpelliert, um finanzielle Entschädigungen zu erhalten.

Vor allem Griechenland und Rumänien haben in letzter Zeit aus ihren proserbischen Sympathien kaum einen Hehl gemacht. Aus Athen etwa kam in den letzten Jahren wiederholt der Vorschlag, zusammen mit Serbien eine Balkan-Föderation zu gründen, ein Vorhaben, das nicht zuletzt auch gegen Mazedonien zielt. Rumäniens proserbische Politik wurde auch Anfang letzter Woche wieder deutlich: Außenminister Melesçanu war eigens nach Belgrad gefahren, um das Treffen von Ioannina mit dem serbischen Präsidenten Milošević zu besprechen und mit den serbischen Positionen abzustimmen.

Darüber hinaus ging es in Ioannina um die wirtschaftliche Zusammenarbeit der drei Länder. Griechenland hegt nach den Worten seines Außenministers Papoulias den Wunsch, bei der Integration Bulgariens und Rumäniens in die Europäische Union eine Hauptrolle zu spielen. Konkret wurden unter anderem die Projekte zum Bau zweier Autobahnen besprochen, die Thessaloniki, Sofia, Budapest und Berlin sowie Alexandropoulis in Nordostgriechenland mit Varna, Bukarest, Kiew und Sankt Petersburg verbinden und zur wirtschaftlichen Entwicklung Nordgriechenlands beitragen sollen.

Papoulias vermittelte auf dem Treffen auch in dem seit langem andauernden Streit zwischen Bulgarien und Rumänien um den Bau einer neuen Donaubrücke, allerdings erfolglos. Bulgarien besteht auf den Bau der Brücke im östlichen Teil, Rumänien auf den westlichen Teil der gemeinsamen Grenze. Keno Verseck

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