■ Adenauer-Stiftung entlarvt:
: Vorsicht, Radikale!

Wenn man als Forscher die Erkenntnis gewonnen habe, daß die Berliner Bündnisgrünen in Gefahr sind, dann gebiete es die wissenschaftliche Ehre, die Studierstube sofort zu verlassen und an die Öffentlichkeit zu drängen, verficht der wissenschaftliche Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), Jürgen Hoffmann. Nein, mit dem Wahlkampf in Berlin habe das überhaupt nichts zu tun. „Denkverbote“ will er sich ebenfalls nicht auferlegen lassen. Die KAS treibe nur der ehrenwerte Auftrag um, „wichtige Wahlentscheidungen durch politische Analysen zu untermauern“. Also eilte er gestern zusammen mit dem Geschäftsführenden Vorsitzenden der Stiftung, Gerd Langguth, eigens in die Hauptstadt, um mit seinen messerscharfen Analysen über die „Bündnisperspektiven von Bündnis 90/Die Grünen und PDS“ aufzuklären.

Hoffmann hat Erschauderndes mitzuteilen. Berlin könnte sich wieder zu einem „Experimentierfeld für einen neuen linksradikalen Anlauf“ entwickeln und die Bündnisgrünen so auch insgesamt von ihrem „reformpolitischen Kurs abbringen“. Die Belege dafür sind sensationell. So hat sich die gewiefte Ex-SED-Genossin Sybill Klotz an die Spitze der bündnisgrünen Landesliste gedrängt, was man doch nur als ein „überraschend klares Signal an die PDS“ verstehen könne und als „Weichenstellung“. Sollten die Sozialdemokraten sich tatsächlich an ihren Parteitagsbeschluß gebunden fühlen, sich in keinem Fall von der PDS tolerieren zu lassen, dann drohe den Berlinern ein anderes kryptokommunistisches Szenario.

Es sei doch auffällig, so die wackeren Wissenschaftler, daß auf der offenen Liste der PDS viele Parteilose kandidieren, von denen die Mehrzahl wiederum am linken Flügel der Alternativen Liste Politik gemacht haben. Wer hindere denn diese Abgeordneten daran, aus der PDS-Fraktion auszutreten, um als Fraktionslose ein rot-grünes Bündnis zu unterstützen, gruselt sich Langguth.

Leider, leider fehle es an empirischen Beweisen, bedauern die Forscher aus Sankt Augustin, weil solche Verschwörungen nun einmal in dunklen Hinterzimmern ausgeheckt werden. Aber der Linksfront ist alles zuzutrauen. Das sagt auch der Kanzler immer. Christoph Seils