Eiszeit für U-Bahn, Bus und Straßenbahn

■ Berlin friert bis zum Jahr 2000 BVG-Angebot auf heutigem Niveau ein. Fahrpreise werden aber teurer, Schulden steigen

Das Angebot der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) für die Fahrgäste wird bis zum Ende dieses Jahrzehnts auf heutigem Niveau eingefroren. Dies sieht ein Vertrag zwischen dem Land Berlin und der BVG vor, den heute vormittag Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) und die Verkehrsbetriebe unterzeichnen wollen.

U-Bahn, Tram und Bus werden im Jahr 2000 kaum mehr Kilometer fahren als heute. Die von den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahrene Strecke soll bis zum Jahr 2000 mit einem Anstieg von 3,4 Prozent auf 271 Millionen Kilometer nahezu konstant bleiben. Die Kilometerleistung ist im sogenannten Unternehmensvertrag festgeschrieben, den Haase gestern auszugsweise vorstellte.

Verkehrssenator Haase wollte gestern keinen Widerspruch zwischen dem Vertrag und dem Ziel der Großen Koalition sehen, den Autoverkehr in der Innenstadt drastisch zu reduzieren. Die Koalition aus CDU und SPD hatte zu Anfang der Legislaturperiode beschlossen, das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs zu verbessern, damit im Innenstadtbereich zukünftig bei vier von fünf Wegen Autofahrer ihren Wagen stehen lassen.

Die Realisierung dieses Ziels sei auch weiterhin möglich, so der Senator. Denn die Leistungsfähigkeit der S-Bahn und der Regionalbahn werde durch die Eröffnung neuer Bahnhöfe steigen. Im Innenstadtbereich mit mehreren 100.000 Einwohnern und Arbeitsplätzen wird es allerdings selbst mit den geplanten neuen Stationen nur 13 S-Bahn- und Regionalbahnhöfe geben.

Der Senat regelt in dem Vertrag auch die weitere Bezuschussung des defizitären Verkehrsunternehmens. Bis zum Jahr 2000 wird die BVG mit rund 970 Millionen Mark jährlich bezuschußt. Weil die Zuschüsse die Verluste nicht decken, wird das bereits angehäufte Defizit der BVG von heute 200 Millionen Mark auf 900 Millionen Mark im Jahr 2000 steigen.

Die Fahrpreise werden nach den bislang bekannten Planungen jährlich um sieben Prozent erhöht. Weil Berlin aber gleichzeitig die Finanzspritze der Sozialkarte um ein Fünftel auf 40 Millionen Mark jährlich senkt, rechnete Haase damit, daß der Preis dieses Billigfahrscheins im Verhältnis zur Umweltkarte „sicherlich angehoben wird“.

Investitionen sowie die Anschaffung von Fahrzeugen sind in dem Vertrag extra geregelt. So zahlt Berlin für den Kauf von neuen U-Bahn- und Straßenbahnwaggons 465 Millionen Mark. Die Sanierung der Hochbahnstrecke U1 in Kreuzberg kostet das Land ab 1996 weitere 110 Millionen Mark. Der Vertrag endet am 31. Dezember 1999 und könnte von einer neuen Landesregierung nicht ohne weiteres geändert werden. Dirk Wildt