Südliches Afrika schaut auf Südafrika

■ SADC-Regionalgipfel diskutiert die weitere Integration

Johannesburg (taz) – Die Staatschefs der elf Mitgliedsstaaten der „Entwicklungsgemeinschaft Südliches Afrika“ (SADC) sind am Montag in Johannesburg zu ihrem jährlichen Gipfeltreffen zusammengekommen, um „historische Beschlüsse“ zu fassen. Doch auch salbungsvolle Worte konnten nicht darüber hinwegtäuschen, daß Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen.

Immerhin wurde zum ersten Mal in der 15jährigen Geschichte der Organisation überhaupt ein verbindlicher Beschluß gefaßt: Zum Abschluß des Gipfels unterzeichneten die Mitgliedsstaaten ein Abkommen über die gemeinsame regionale Nutzung von Wasserreserven – allerdings mit einem kleinen Schönheitsfehler. Angola und Malawi hatten ihre „internen Beratungen“ noch nicht abgeschlossen und unterschrieben vorerst nicht.

Die SADC ist ein Wirtschaftsverbund der Länder im südlichen Afrika mit dem Ziel, wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit und regionale Entwicklung voranzutreiben. Derzeit gehören ihr Angola, Botswana, Lesotho, Malawi, Mosambik, Namibia, Swaziland, Tansania, Sambia und Simbabwe und seit letztem August auch Südafrika an. Als zwölftes Mitglied wurde am Montag der Inselstaat Mauritius aufgenommen.

War die SADC ursprünglich als Bollwerk gegen den verhaßten Apartheidstaat Südafrika gegründet worden, so haben sich mit der Aufnahme Südafrikas die Gewichte innerhalb der Organisation deutlich verschoben. In Südafrika leben 41 Millionen der rund 100 Millionen Einwohner der SADC, sein Bruttosozialprodukt ist dreimal so hoch wie das der anderen Mitgliedsstaaten zusammen. Die armen Nachbarn hoffen einerseits, von diesem Reichtum zu profitieren, und befürchten andererseits, von der Supermacht dominiert zu werden.

Heftige Konflikte gibt es auch über die künftige politische und militärische Zusammenarbeit, die die bisherigen „Frontline-Staaten“ überflüssig machen würde. Zwar wurde schon auf dem letzten SADC-Gipfel beschlossen, eine „Vereinigung der Staaten im Südlichen Afrika“ (ASAS) zu gründen, es herrscht aber keine Einigkeit, welchen Status und welche Kompetenzen sie haben soll. Eine ursprünglich für diesen Gipfel vorgesehene Diskussion über politische, humanitäre und militärische Zusammenarbeit fand nicht statt, weil vor allem Südafrika und Simbabwe über Struktur und Vorsitz zerstritten sind. Simbabwes Präsident Robert Mugabe, Dienstältester im südlichen Afrika, würde gerne kraft dieser Auszeichnung dauerhaft den Vorsitz haben. Südafrika dagegen favorisiert ein Rotationsmodell, nach dem der Vorsitz alle zwei Jahre wechselt. Kordula Doerfler