Druck auf Zagreb

Verteidigungsminister Rühe spricht sich in Split gegen weitere kroatische Militäraktionen aus  ■ Aus Trogir Erich Rathfelder

Als einen „direkten Anschlag auf den jetzt eingeleiteten Friedensprozeß“ wertete der deutsche Verteidigungsminister Volker Rühe den jüngsten serbischen Granatenangriff auf Sarajevo. Während einer Pressekonferenz nach einem Rundgang durch das deutsche Feldlazarett, das seit dem 25. August voll funktionsfähig ist, erklärte der Minister, daß eine „Antwort gefunden werden wird“. Militärische Maßnahmen seien dabei keineswegs ausgeschlossen.

Zu der Absicht der kroatischen Führung, die noch von Serben besetzten Gebiete in Ostslawonien zurückzuerobern, erklärte Rühe, Deutschland wirke auf Kroatien ein, diese Gebiete im Rahmen von Friedensverhandlungen zurückzugewinnen. Nach Ansicht der deutschen Regierung solle es wegen Ostslawonien keine weiteren Militäraktionen geben. Die kroatische Militäraktion in der Krajina habe das Gleichgewicht der Kräfte hergestellt und damit den serbischen Ambitionen Grenzen gesetzt.

Vordringlich sei es jetzt auch, den Friedensprozeß in Bosnien auf Grundlage der US-amerikanischen Vorschläge zu einem Erfolg zu führen. Dabei erklärte Rühe, daß die Informationen über den Plan, die in der Öffentlichkeit kursierten, unrichtig seien. Der Minister ließ erkennen, daß die Aufgabe von Goražde nicht Inhalt des Vorschlags sei. Ebensowenig sei vorgesehen, daß die künftige bosnische Föderation Konföderationen mit Serbien und mit Kroatien eingehen kann. Gerade diese Punkte jedoch waren von bosnischer und kroatischer Seite bisher an dem amerikanischen Plan kritisiert worden.

Angetan zeigte sich der Minister von der Aufbauleistung der deutschen Sanitätseinheit. Obwohl seit der Bundestagsentscheidung vom 30. Juni für die Einrichtung dieses Hospitals nur wenig Zeit zur Verfügung gestanden hätte und das angebotene Gelände nicht in bestem Zustand gewesen wäre, sei jetzt ein funktionsfähiges Krankenhaus entstanden, „das den Standards eines Kreiskrankenhauses entspricht“. Er dankte den 526 deutschen Soldaten für diese Leistung. Er betonte, daß mit der Integration von 70 französischen Soldaten und der französischen Transporteinheit die deutsch-französische Zusammenarbeit gefestigt werde.

Der Status der deutschen Einheit ist nun geklärt. Seit dem 26. August dürfen die deutschen Truppen in Kroatien den Blauhelm tragen. Ihre Funktion ist, verwundete UNO-Soldaten und Soldaten der Schnellen Eingreiftruppe medizinisch zu versorgen. „Das medizinische Personal und die notwendigen Geräte sind auch für die medizinische Versorgung schwerster Fälle geeignet“, erklärte ein Sprecher der Einheit.