Querrille

The Subway Surfers – Debut (Strange Ways/Indigo)

Es ist keinesfalls ein Witz, die fünfte Platte Debut zu nennen. Den Subway Surfern geht es um die ersten Erfahrungen, nach denen man nicht mehr ganz so ist wie zuvor. „Beim allersten Mal schwingen eine Reihe gegensätzlicher Gefühle mit, die Selbstzweifel produzieren. Egal, ob es sich dabei um individuelle Debüts handelt wie die Anwendung eines Tampons oder im Haushalt der neuen Freundin der Aufforderung zu unterliegen, erstmals im Sitzen zu pissen“, erläutern sie den Titel des auf dem Hamburger Strange Ways-Label erschienende Debuts. Es soll also um die kleinen Dinge gehen – la vie en miniature.

Bei den ersten beiden Stücken hält das Quintett aus Aurich, das sich kindsköpfig den Nachnamen verweigert, den Alltag noch wunderbar filigran, gleichsam in einer Zerbrechlichkeit des ersten Moments eingeschweißt. Und immer dann sind die Subway Surfers wirklich fein. Insbesondere wenn Sandra Zettpunkts Kopfstimme einen Hauch von My Bloody Valentine in die Songs bläst. Aber im Verlauf der Platte kommt dann eine hemdsärmelige Sicherheit zu Tage, die nimmermehr von Debüts erzählen kann, sondern die großen Weisheiten mit kleinen Löffeln verschüttet. „We're all americans“, heißt es dann in einem Refrain. Und genau in jenem Kulturtransfer nach Aurich liegt die Krux. Die Subway Surfer sind eben nicht, wie Peter Gsellmann vom Musik-Fachblatt Cinema meint, in einer Reihe mit Hüsker Dü zu verstehen. Denn die waren nie selbstgefällig, ließen immer Löcher, machten Klebestellen sichtbar. Was ganz unbescheiden und zerbrechlich begann, verbeißt sich an einem erneuten Mißverständniß der USA. Schade eigentlich. Am 3. September stellen die Subway Surfers ihr Debut live im Marquee vor – zum ersten Mal.

Volker Marquardt