In Sterntalers Röckchen gefallen

■ Mit einem Theatertaler und Bürgerbeteiligung will man in Bremerhaven das Theater sanieren

Wo der Rubel schon nicht rollt, da soll der Groschen wenigstens pfennigweise fallen, hoffte man in Bremerhaven und hielt die hohle Hand gleich unter dem Münzauswurf auf. Hinein fallen in Zukunft die extra für Bremerhavener Bedürfnisse geprägten „Theatertaler“. Drei Mark ist sie teuer, die neue Kultur-Währung der Stadt, mit der nun mit Beginn der neuen Spielzeit jede Theaterkarte besteuert wird. Ist der zusätzliche Betrag erst einmal eingenommen, soll er bei der Sanierung des Stadttheaters helfen.

„Der Bremerhavener kennt das“, meint Jürgen Ahlf, Verwaltungsdirektor des Stadttheaters. „Schon beim Bau, 1911, gab's solche Theatertaler, dann beim Wiederaufbau, 1952, auch wieder.“ Jetzt hat man mit dem Theatertaler nicht nur auf die bewährte Form der zwangsverpflichtenden Bürgerbeteiligung zurückgegriffen und jede Theaterkarte um drei Mark verteuert, sondern auch noch eine weitaus umfangreichere Art des finanziellen Engagements im Angebot. Einen richtigen Brocken gewissermaßen: den „Theaterstein“. Unklar ist zwar noch, ob der Kunst-Pflasterstein nun schwer in der Hand liegt oder nur als Zertifikat existiert – kosten tut er jedenfalls 100 Mark. Der stolze Preis für eine gute Tat hat jedoch auch für den Spender seine Vorteile: Theatermuffel dürfen vor dem Fernseher sitzen bleiben: „100% freiwillig, man muß nicht mal ins Theater gehen“, sagt Ahlf.

Nein, Erfahrungen habe man in Bremerhaver mit dieser Art des Mini-Sponsoring noch nicht gemacht. Aber in Leipzig, wo mit Anteilsscheinen für den Wiederaufbau der zugegebenermaßen berühmteren Frauenkirche gezeichnet wird, laufe die Sache ja ziemlich gut. Aber das sei eben auch Leipzig. Für Bremerhaven könne man nur hoffen. Vielleicht, daß einer mal zwei „Theatersteine“ will oder gar zehn, dann könne man ja dessen Namen in eine bronzene Platte eingravieren. Aber das sei auch alles noch gar nicht spruchreif.

Spruchreif hingegen sind die Hintergründe der possierlichen PR-Aktion, mit der das Theater die neue Spielzeit eröffnet. Seit 1993 wird laut und immer lauter über den Sanierungsbedarf im Theater nachgedacht. Geschätzte Kosten: 50 Mio. Mark. Nun ist der erste Bauabschnitt beschlossen. Für 17 Mio sollen ab 1996 Werkstatt und Proberäume direkt neben dem Theater neu errichtet werden. Im wesentlichen kommt das Geld aus zwei Töpfen: der Stiftung Wohnliche Stadt und einer Projekt-Finanzierungs-Gesellschaft in Bremerhaven. Eine kleinen Anteil steuert die Drittmittelfinanzierung der Stadt bei. Die Eigenbeteiligung der Besucher durch Theatertaler oder auch -Steine im geschätzten Wert von „vielleicht 1 Mio. Mark“ könnte die Finanzierung abrunden.

Susanne Raubold