■ Nachgefragt
: „Zu teuer“

Klaus Wiemer, Leiter des Witzenhausen-Institut für Abfall, Energie und Umwelt, hat für die Bremer Stahlwerke erforscht und ein neuen Weg für die Entsorgung von Restmüll gefunden. Demnach könnte zerteilter und getrockneter Restmüll einen Hochofen befeuern. Bernd Langer, Abfallexperte beim Bremer BUND, ist skeptisch. Sollte der Bremer Müll gänzlich in den Hochofen wandern, mache sich Bremen von einer wackeligen Branche abhängig.

taz: Freuen Sie sich über die Rohstoffersparnis des neuen Verbrennungsverfahren für Restmüll?

Bernd Langer: Ob da überhaupt Rohstoffe eingespart werden, ist noch gar nicht gesagt. Wir wissen sehr wenig über dieses neue Verfahren. Es könnte eine Schnapsidee der Stahlwerke sein. Für das neue Verfahren benötigen sie einen neuen Hochofen, den es bislang nicht gibt. Das Wiemer-Verfahren sieht vor, nur hochkalorische Fraktionen zu verbrennen.

Was bedeutet das?

Nur Fraktionen mit hohem Brennwert wie Kunststoffe und Papier oder – wenn es denn hinhaut – getrocknete organische Verbindungen. Die Stahlwerke haben das Verfahren gleich auf den gesamten Restmüll bezogen, ich fürchte daß das überhaupt nicht hinhaut.

Und das spart keine Rohstoffe ein?

Wenn das so hinhaut, wie sich die Bremer Stahlwerke das wünschen, spart man dadurch ein bißchen Kohle ein. Aber um konkrete Aussagen zu machen, müßte eine Energie- oder Ökobilanz gemacht werden. Es ist nicht klar, ob der neue Ofen die Bundesimmissionsschutzverordnung einhält. Auch nicht, inwieweit die Stahlqualität darunter leidet, wenn Zink oder Kupfer mit in den Hochofen wandern. Ein dritter Faktor sind die Kosten. Nach dem Wiemer-Verfahren soll allein die Vorbereitung des Restmülls 150 Mark pro Tonne kosten. Heute kostet eine Tonne Restmüll in der MVA 170 Mark.

Die Kosten von Klöckner können Ihnen und dem BUND doch egal sein.

Warum das denn? Ich muß ja später die Müllgebühren bezahlen.

Welche ökologischen Bedenken gibt es denn gegen die Restmüll-Verbrennung?

Ganz konkret können wir das noch nicht sagen. Es gibt interessante Teilaspekte, wie zum Beispiel die Auftrennung in verschiedene Chargen und daß die entsprechend ihrer Zusammensetzung behandelt werden. Ein ähnliches Konzept haben wir für Bremen auch schon ausgearbeitet.

Wie sieht das aus?

Der Müll wird aufgeteilt, ein Teil geht nach Bremerhaven und wird dort verbrannt, der andere Teil kann hier biologisch-mechanisch bearbeitet werden. Die anfallenden Plastikteile könnten dann an die Stahlwerke gehen.

Sie sind nicht mehr gegen Müllverbrennung?

Nein. Wir wollen ein differenziertes Abfallkonzept. Und eine hochwertige Müllverbrennung hat da ihren Platz drin, eine die die Energie im Müll möglichst gut ausnutzt. Fragen: ufo