■ Linsen Soufflé
: Ein markanter Schädel mit Füllung

Der Regisseur George Pan Cosmatos, der mit Filmen wie „Rambo II“ oder „Die City- Cobra“ dem Machotum unschätzbare Dienste erwies, macht sich daran, noch tiefer in die Evolution hinabzusteigen: Er bereitet die 16. Kinoverfilmung von „Tarzan“ vor. Nun kommen aber leichtbekleidete Muskelmänner mit Händen wie Klodeckel, die mal eben zum Frühstück eine Großkatze erwürgen, gerade nicht besonders gut. Also plant der gebürtige Grieche, den König der Löwen leben zu lassen und aus dem „ewig jungen Stoff“ ein familienfreundliches Action- Spektakel im Stil der alten Johnny-Weissmuller-Filme zu inszenieren. Vielleicht mit Lassie als Gaststar? Wir sind nicht amüsiert. Sehr lustig dagegen die Verleihung des „Body-Oscars“. In Hollywood wurden die besten Körperteile der Branche geehrt. Hier die Gewinner: Die Preise für die schönsten Beine gingen an: Patrick Swayze und Sharon Stone. Schönster Bauch: Nicolette Sheridan und Brad Pitt. Entzückendster Rücken: Denzel Washington und Geena Davis. Schönste Brust: Marky Mark und Jamie Lee Curtis. Schönste Arme: Arnold Schwarzenegger und Laura Dern. Schönster Arsch: Mel Gibson (seit Jahren!) und Madonna.Kevin Costner ging leider leer aus, weil die Kategorie „Kiemen und Schwimmhäute“ fehlte. Und auch für Kopf und Hirn wurden verständlicherweise keine Preise vergeben. Die hätte aber locker Quentin Tarantino einsacken können, denn erstens hat er einen markanten Schädel und zweitens auch was drin. Der 35jährige Tarantino, der nach „Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“ und nach seinen Drehbüchern zu „True Romance“ und „Natural Born Killers“ als neues Wunderkind Hollywoods gehandelt und prompt auf den Sockel „Kultstar der Neunziger“ gestellt wurde, ist schwer unter Erfolgsdruck und längst ein quirliger Workaholic. Für den aus vier Teilen bestehenden Thriller „Four Rooms“ hat er gerade, nach seinem eigenen Skript, eine Episode mit Bruce Willis abgedreht. Danach übernahm er eine Rolle in Robert Rodriguez' Vampirfilm „From Dusk til Dawn“. Tarantino als Regisseur will ein Film-Remake der TV-Serie „Solo für O. N. K. E. L.“ und eine Adaption des äußerst unterhaltsamen Elmore- Leonard-Romans „Freaky Deaky“ inszenieren. Das dauert aber noch ein bißchen, denn Tarantino hat mit dem Independent-Studio Miramax einen Vertrag über Reklamefilme unterschrieben. Außerdem ist er dabei, obskure Filmchen, besonders ältere Martial-arts-Sachen aus Hongkong und Japan, einem breiten US-Publikum darzubieten. Die Kunstkinos möchte er mit untertitelten Originalfassungen (sehr riskant in Amerika) bedienen, während in großen Kinozentren die Schlägerfilme in synchronisierten Fassungen laufen sollen. Und Tarantino spielt mit dem Gedanken, sich selbst an asiatischen Produktionen zu beteiligen. Vorher möchte er aber noch – der Drang zum Trash ist übermächtig – für David Hasselhoff eine „Baywatch“-Folge schreiben und drehen. Wahrlich ein erfülltes Arbeitsleben. Mal sehen, was er alles realisieren kann und ob er seinen derzeitigen Nebenjob schadlos hinter sich bringt. Denn Quentin Tarantino steht zur Zeit in New York für den neuen Spike-Lee-Film „Girl 6“ vor der Kamera. An seiner Seite: Madonna. Karl Wegmann