Razzia im Vietnamesen-Wohnheim

■ Polizei nahm 130 Personen vorläufig fest / Wohnheim in der Rhinstraße wird aufgelöst / Arwobau: Für alle legalen Mieter gibt es Ersatzwohnungen

Bei einer Polizeirazzia im Vietnamesen-Wohnheim Rhinstraße sind in der Nacht zu gestern sechs Personen verhaftet und 130 vorläufig festgenommen worden. Bei dem Einsatz wurden nach Informationen von Polizei und der Wohnungsbaugesellschaft Arwobau unverzollte Zigaretten beschlagnahmt.

Der Einsatz in Haus D der Lichtenberger Rhinstraße war aufgrund eines anonymen Schreibens erfolgt. Das Wohnheim wird derzeit schrittweise aufgelöst. „Bis auf zwei Mieter, die erst Anfang September umziehen können, ist das Haus C bereits leer“, sagte gestern Arwobau-Mitarbeiter Gerd Neubert. Die Häuser B und D werden Ende September und Ende Oktober geschlossen. Insgesamt leben hier über 500 Mieter. Die Wohnheimschließung war nach mehreren Morden an Vietnamesen im Frühjahr beschlossen worden. Nur das Wohnheim in der Gehrenseestraße soll weiterbestehen.

Nach Angaben der Arwobau sind alle legalen Mieter des Hauses C in der Rhinstraße mit neuem Wohnraum versorgt worden. Wie Neubert erläuterte, sind von den 130 Mietern in Haus C 81 in das Wohnheim Gehrenseestraße umgezogen. 16 Mietparteien wurden in anderen Wohnungen untergebracht. 38 Wohnungen seien von den Mietern ohne Abmeldung verlassen worden. In einigen dieser Wohnungen seien vietnamesische Asylbewerber aus anderen Bundesländern angetroffen worden. Diese seien nach der Aufforderung, die Wohnungen zu verlassen, „friedlich abgezogen“. Nach Schätzungen der Arwobau kommt auf jeden legalen Mieter der Rhinstraße ein Bewohner, der sich nach dem Asylgesetz illegal in Berlin aufhält. Neubert bemängelte, daß viele ehemalige Vertragsarbeiter keinen Anspruch auf Wohnberechtigungsscheine hätten, nur weil sie vor Jahren einmal mit drei Stangen unverzollter Zigaretten angetroffen worden seien. Er halte diese Praxis nicht für gerechtfertigt.

Magnar Hirschberger vom deutsch-vietnamesischen Freundschaftsverein „Reistrommel“ kritisierte dagegen, daß viele der jetzt gekündigten Mieter keine eigene Wohnung erhalten hätten, sondern zu Freunden und Verwandten in die Gehrenseestraße gezogen seien. Dorothee Winden