Keine Träne am Grab

■ Die FDP ist futsch, sonst noch Fragen?

Arme Elbliberale. Im Augenblick seid Ihr mausetot. Keine fröhlichen Meetings von Linksintellektuellen in der Bornstraße. Kein knackiger Streit mit wirtschaftsversessenen Nationalliberalen. Vor allem aber: Keine Senatssitze. Fast immer habt Ihr ein Plätzchen im Senatsgehege gefunden. Von 1946 bis 1978 ohne Unterbrechung, dann noch einmal von 1987 bis 1991. Hamburgs CDU wird noch heute gelb und blau vor Neid bei dieser Bilanz.

Andererseits: Ihr wart zwar ein nett-chaotischer Mitregierungshaufen, immer ein Stückchen links vom Bundestrend und – dank euer intellektuell-liberalen Traditionen – recht gut gefeit gegen wirtschaftsliberale Bäcker, Malermeister und Großbankiers. Freilich: Gerade Euch, die Ihr keine Stammklientel im Stadtstätchen hattet, sondern nur ein floatendes, von CDU und SPD gleichermaßen angewidertes Wahlvolkpotential, hat Genschman das Genick gebrochen. Das Doppelspiel aus Steigbügelhalten für Kohl und hanseatischen Spagat zwischen Hafenstraßenverteidigung und Voscheraukatzbuckeln war selbst für Eure Wählerklientel zu herbe.

Am 20. September 1995 wäret Ihr 50 Jahre alt geworden. Aber statt eines rauschenden Geburtstags gibt es wohl nur ein drittklassiges Begräbnis. Und niemand steht weinend am Grab. fm