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■ Hamburgs CDU auf der Suche nach der Tür zum Senatsgehege

Immerhin: Als Kurt Sieveking 1953 mit hauchdünner Mehrheit und einem in sich zerstrittenen Bürgerblock aus CDU, FDP, Deutscher Partei und Bund der Heimatvertriebenen das SPD-Denkmal Max Brauer vom Thron stieß, war das eine Sensation. Doch Sievekings kluge „Außenpolitik“, die das Konzept einer „Politik der Elbe“ beinhaltete, an der alle Bürgermeister nach ihm festhielten, und sein behutsamer Stil in der „Innenpolitik“ blieben Episode. Vor allem weil das Zweckbündnis Bürgerblock dauerkriselte und die Mehrzahl seiner Fachsenatoren wenig taugte. 1957 war mit Max Brauers Wiederwahl vorbei, wovon Hamburgs CDU seit ihrer Gründung am 1. Oktober 1945 in der damals noch fahrradstreifenfreien Hochallee träumt.

Besonders bitter: Ende der 70er und in der ersten Hälfte der 80er Jahre, als die Schwarzen reihenweise verfilzte, rote Rathäuser eroberten, rannte Hamburgs CDU mit blendenden Wahlergebnissen von über 40 Prozent mehrfach knapp an der Tür zum Senatsgehege vorbei, hinter der sich die SPD kurzerhand zusammen mit der FDP verbarrikadiert hatte.

Die SPD, das Trauma von 1953 noch in den Knochen, hatte sich geschworen, der CDU in Hamburg nie eine echte Machtbeteiligung einzuräumen. Kein Wunder also, daß es wenig Spaß macht, in Hamburg Christdemokrat zu sein. Dabei könnte sich die Partei, hätte sie nicht eine so wahnsinnig dünne Personaldecke, so wenig engagierte Leute, einen so furchtbar überalterten Wählerstamm und ein bißchen mehr FreundInnen in der Wirtschaft, durchaus sehen lassen.

Anders als ihre offiziellen Aushängeschilder Volker Rühe, Jürgen Echternach oder Dirk Fischer vermuten lassen, sind Hamburgs Christunierte bundespolitisch seit jeher dem liberal-progressiven Flügel zuzurechnen. Und Smartie Ole von Beust, der die Partei aus den 25-Prozent-Niederungen holen soll, könnte das vielleicht sogar dem Wähler nahebringen. Aber ob das wirklich für ein paar Plätze auf der Senatsbank reicht? fm