Weniger Arbeit für weniger Geld

■ Scherf schwört Personalräte auf modernes Management ein

Die DDR hatte auch ihr Gutes. „Da hatten alle einen Job, das fand ich immer toll“, sagte gestern Bürgermeister Henning Scherf. Baß erstaunt über die Worte des großen Stadtvorsitzenden schauten die 127 Personalräte Bremens zum Podium hinauf. Hatte Scherf ihnen nicht gerade mit Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich gedroht? Gar damit, die Gehälter pauschal um ein Prozent zu kürzen?

Vom Amt für soziale Dienste über das Hafenamt bis zu den Schulen hatten zur Gesamtpersonalratsversammlung alle Bereiche des öffentlichen Dienstes ihre VertreterInnen geschickt. Und Henning Scherf persönlich erläuterte den KollegInnen die Sparpläne der Koalition – und die Verwaltungsreform, an der auch er schon seit Ende der siebziger Jahre kaut.

„Wir sind unter extremen Handlungszwang“, beschwor Scherf im Gewerkschaftshaus immmer wieder seine ZuhörerInnen, „der öffentliche Dienst hat eine Bringschuld.“ Die Staatsangestellten würden die Steuern verbrauchen und hätten einen schlechten Ruf. Der öffentliche Dienst müsse zu einem wirklichen Dienstleister werden. „Da müssen alle mitmachen!“.

Und das gehe eben nur, wenn die Verwaltung dezentralisiert werde und für ihre eigene Arbeit verantwortlich ist. „Dezentralisieren heißt doch nur, daß wir dann die Arbeit an den Hacken haben“, flüsterte ein Personalrat. Jede Dienststelle bekomme ein eigenes Budget für Personal- und Betriebskosten, soll nachdenken und den eigenen Laden verbessern, Controlling werde eingeführt, erklärte Scherf am Rednerpult weiter. „Controlling heißt steuern“, raunte ein Personalrat dem anderen zu.

„Das ist modernes Management“, sagte Scherf. Die Personalräte schwiegen und guckten skeptisch. „Das hör ich mir nun schon seit zehn Jahren an“, rief Matthias Ehmke vom Amt für soziale Dienste in Bremen Nord. Wie wolle man den bitte die Senatskommission für das Personalwesen abbauen? Da kam Stimmung auf: Die Personalräte klopften auf die Tische bis sie wackelten. „Eigentlich wollte ich die SKP auflösen“, beschwichtigte der SPD-Politiker, jetzt bekomme die Senatskommission eben auch ein neues Management. „Hilfe von außen“, nannte Scherf das.

„Bei uns hat das phantasievolle Sparen schon begonnen“, sagte Petra Brand vom Personalrat Schulen. Zur Aushilfe habe man gar PensionärInnen und halbe Kräfte für die kranken KollegInnen verpflichtet. Diese Sparpolitik gehe auf Kosten der SchülerInnen. „Ich bitte dringend, nicht zu diffamieren“, brüllte der ehemalige Bildungssenator. Was solle denn wohl eine alleinerziehende und berufstätige Mutter machen, wenn ihre Kinder nicht in der Schule aufgehoben sind? Wenn dort LehrerInnen krank sind und die Kinder tagsüber in der Stadt rumbutschern. Scherf: „Das ist doch unsere Aufgabe: uns in die Köpfe derer reinzudenken, die Steuern zahlen und dafür etwas haben wollen“. ufo