Schwarzer Rassismus an Südafrikas Schulen

■ Radikale Schülerorganisation will weiße Lehrer von schwarzen Schulen werfen

Johannesburg (taz) – An Südafrikas Schulen und Universitäten brodelt es. Auslöser ist eine Kampagne der radikalen „Azanischen Schülerorganisation“ (Azasm), die am vergangenen Wochenende in der Provinz Gauteng um Johannesburg dazu aufrief, weiße Lehrer von schwarzen Schulen zu werfen. Weiße Lehrer, so hieß es zur Begründung, würden schwarzen Lehrern die Stellen wegnehmen.

Von anderen Schülerorganisationen wie der Jugendliga des ANC wird die Kampagne als rassistisch eingestuft, und die Provinzregierung versprach, sie werde keine Störungen dulden und Gesetzesverstöße unnachgiebig ahnden. Trotzdem kommt es seit Anfang dieser Woche in einigen Schulen in Johannesburg zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen schwarzen und weißen Schülern. Am Mittwoch griffen die Unruhen auf Universitäten und Hochschulen in ganz Südafrika über. Polizei und Militär wurden eingesetzt. Präsident Nelson Mandela ist so beunruhigt über die Ausschreitungen, daß er für gestern nachmittag ein Treffen mit Direktoren einberief.

Ihren Ausgang nahmen die Unruhen am Montag in zwei Schulen in Johannesburg. In „Eldorado Park“ verlangten „Azasm“-Mitglieder, daß fünf weiße Lehrer hinausgeworfen und durch schwarze Lehrer ersetzt werden. Die Direktorin der Schule weigert sich jedoch bislang, diesem Begehren nachzukommen. Im Mondeor- Gymnasium in Johannesburg kam es am Montag zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen schwarzen und weißen Schülern, bei denen drei schwer verletzt wurden. Seit Dienstag ist dort Polizei stationiert. Neun Schüler wurden bis auf weiteres vom Unterricht suspendiert, und viele weiße Eltern wollen jetzt selbst ihre Kinder von der Schule nehmen.

Auch von den Hochschulen wurden am Mittwoch gewalttätige Auseinandersetzungen vermeldet. An der Universität für Südafrika (Unisa) in Pretoria demonstrierten etwa 500 Studenten für mehr Beteiligung am Transformationsprozeß der Universität. Außerdem forderten sie, daß alle freien Stellen auf dem Campus an Schwarze vergeben werden. Schwarze Studenten griffen im Verlauf der Demonstration Hochschulangestellte und Polizisten mit Steinen an, die Polizei revanchierte sich mit Tränengas und Gummigeschossen. Bis zum Montag kommender Woche bleiben Teile des Campus geschlossen. Gestern mittag versuchte sich eine Gruppe von Studenten gewaltsam Zutritt zu verschaffen, was ihr jedoch nicht gelang.

Zu noch drastischeren Mitteln griffen ebenfalls am Mittwoch Studenten des „Mangosuthu Technikons“ in Umlazi, einem Township südlich von Durban. Sie bezichtigten zwei Dozenten des Rassismus und nahmen sie als Geiseln. Nachdem die Aktion abgebrochen wurde, schickte der Rektor sämtliche Dozenten bis auf weiteres nach Hause. Kordula Doerfler