Öko-Transport für Biogemüse

■ Das neue "StattKauf"-Projekt liefert ökologische Waren aus Brandenburg den Berliner Verbrauchern direkt nach Hause und hilft so den Verkehr verringern

„,Ich brauche das Auto einfach zum Einkaufen!‘ Diese letzte Ausrede für verkappte Autofetischisten ist jetzt hinfällig“, erklärte Carsten Petersen. Der Geschäftsführer der StattAuto Car Sharing GmbH hält sein neues Angebot „StattKauf“ für „den Schlager für Menschen mit ökologischem Gewissen“ und einen Beitrag zur Lösung des Verkehrsproblems in der Stadt.

Nach diesem Konzept, das jetzt umgesetzt wird, bringen Mitarbeiter von StattKauf für eine Gebühr von 5 Mark pro Lieferung Grundnahrungsmittel und Haushaltswaren den Berlinern bis zur Haustür. Die Angebotspalette umfaßt die Produkte eines gewöhnlichen Naturkostladens, „allerdings sind wir durch den größeren Absatz und die gezielte Einkaufspolitik billiger als die meisten Ökoläden“, erläutert Petersen. Neben Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst und Käse gibt es alle Molkereiprodukte, Getränke und auch Tierfutter. Hinzu kommen Putz- und Haushaltswaren, „alles Produkte, die einzukaufen langweilig ist, wie Toilettenpapier oder ähnliches“. Auch das Pfandflaschenproblem ist durch StattKauf elegant gelöst: Leere Bier-, Selters- und Fruchtsaftflaschen werden bei der Anlieferung wieder mitgenommen.

Voraussetzung ist eine Mitgliedschaft bei StattAuto. „Von unseren knapp 3.000 Mitgliedern haben sich bei einer unverbindlichen Anfrage gleich 350 interessiert, mitzumachen“, berichtet Petersen. Die Mitglieder erhalten ohne weitere Aufforderung die Bestellisten für StattKauf.

Das neue Projekt schlägt drei Fliegen mit einer Klappe: Erstens fällt das lästige Schleppen von Einkäufen weg. Die Anlieferer von StattKauf bringen alles bis zur Haustür. Zweitens entfällt der abendliche Wettlauf mit den Ladenschlußzeiten, da die Produkte zwischen 18.00 und 21.00 zu Hause eintreffen. Und zuletzt: Man braucht sein ökologisches Gewissen nicht mehr zu strapazieren, denn die lieferbaren Produkte stammen überwiegend aus ökologischem Anbau und kommen, soweit möglich, auf kurzen Transportwegen aus Brandenburg.

„Man muß sich einmal vor Augen halten: In Berlin werden jährlich 1,8 Milliarden Autokilometer nur zu Einkaufszwecken verfahren – die Einkaufsumwege bei der Fahrt zur Arbeit oder ähnliches gar nicht mitgezählt“, erläutert Hermann Blümel von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, die das StattKauf-Projekt zusammen mit der taz und anderen Medien unterstützt. Dabei sind in dieser „Ökobilanz des Einkaufs“ die Transportwege vom Erzeuger zum Laden noch gar nicht mitgerechnet.

„Schon ein Gang durch den Supermarkt zeigt die Transportintensität des Konsumverhaltens“, meint Blümel und erinnert an die Produktpalette mit Schnittblumen aus Südafrika, Wein aus Kalifornien und den Tomaten von den Kanarischen Inseln. Zwar gebe es leider keinen Reis aus Brandenburg bei StattKauf, gesteht Carsten Peters, aber der angebotene Reis komme wenigstens aus Italien. „Wenn die Resonanz so groß wird, wie wir erwarten“, meint Petersen, „dann kann die Produktpalette beliebig erweitert werden.“ Adrian Prechtel

Am Donnerstag, dem 7.9., startet die taz zusammen mit StattAuto eine Aktion zum Thema Güterverkehr in der Stadt. Am gleichen Tag beginnt dazu eine Serie in der taz, und täglich wird es eine Quizfrage mit Gewinnchancen geben.