Kommentar
: Zwischen Cola & Dyba

■ Zweifelhafte Glaubenseinheit

Gemeinschaftsveranstaltungen haben was. Was den einen Abschreckung, ist den anderen Anziehung. Ob auf dem Fußballplatz oder in der Freikirche: Die jeweils Agierenden nutzen die gemeinsamen Rituale wie eine Kraftquelle, aus der zu trinken sie stärkt und bestätigt. Ein Rausch. „You can't beat that feeling“, stand in großen Lettern über dem 3.000-köpfigen Publikum des Gemeindekongresses. Das allerdings war die Cola-Werbung.

Tatsächlich bestimmte ein Gemeinschaftsgefühl die Stimmung in der Stadthalle. Spürbar in der Achtung und Höflichkeit, mit der sich die Versammelten begegneten, ganz praktisch gelebt also. „Seife, Suppen, Seelenheil“, formuliert es die Heilsarmee plakativ.

Problematisch wird es erst da, wo es um AbweichlerInnen geht, um die, denen die Bibel nichts sagt. Die haben in der Freikirche nichts zu suchen. Genausowenig wie Demokratie von unten. KirchenVolksbegehren? Brauchen wir nicht, waren sich alle Befragten einig. Der Fuldaer Erzbischof Dyba habe schon recht. „Der hat den Kern getroffen“, meint einer, „man muß Schritte zur Gemeinschaft tun, das ist mit einer Demokratisierung nicht getan.“ Also Kopf einziehen und bloß nicht aufmucken, nicht fragen oder gar hinterfragen. Stattdessen gemeinschaftlich bibeln als wahre Erkenntnis. Das aber ist wahrhaftig Urgestein, abgestanden wie eine alte Cola. Dora Hartmann