Katastrophal sicher

■ Probealarm in der Umgebung des AKW Biblis: Telefon ausgefallen

Biblis (AP) – Die Rheinisch Westfälischen Elektrizitätswerke glauben zu wissen, wie es zu der Panne kam, die den Reaktor A in Biblis seit dem 7. Juli lahmlegt. Der 13 Zentimeter lange Riß in einem Teil des Notkühlsystems sei schon „beim Guß“ entstanden, sagte gestern ein Sprecher des Konzerns. Er stützt sich auf eine Untersuchung der Herstellerin Siemens, die das ausgebaute Armaturenteil in ihrem Labor von Karlsstein untersucht hat. Außerdem habe ein finnisches Speziallabor das Untersuchungsergebnis bestätigt.

Bisher hatten sich in vergleichbaren Fällen eher Hinweise bestätigt, daß Risse in austenitischen Stählen erst im Betrieb der Atomreaktoren entstehen. Nach den Vorstellungen der Betreiberfirma RWE kann die endgültige Prüfung in vier bis fünf Wochen abgeschlossen werden. Das hessische Umweltministerium, aber auch die Reaktorsicherheitskommission müssen noch dazu Stellung nehmen.

Das Land Hessen hat am Freitag und Samstag schon mal einen Probealarm in der Umgebung des Atomkraftwerks ausgelöst. Die Übung „Biblis 95“ beschäftigte etwa 750 Beamte, Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und das Rote Kreuz. Auf dem grünen Tisch wurden ganze Dörfer wegen einer radioaktiven Dampfwolke evakuiert.

Die Bevölkerung war nicht einbezogen worden. Außerhalb der Amtsstuben wurde lediglich von Strahlenmeßtrupps und Sanitätern geübt, die drei Notfallstationen zur Versorgung von Strahlenopfern einrichteten. Auch dabei kam es zu einigen Pannen, gab gestern der Haupteinsatzleiter Dietrich Kaßmann zu. Es habe sich gezeigt, daß Funkverbindungen nicht ausreichend seien, wenn, wie im Katastrophenszenario angenommen, das Telefonnetz ausfällt. Kaßman schlägt vor, mehr Mobiltelefone anzuschaffen. Der Landrat fordert außerdem die Ausrüstung der Polizei im weiteren Umkreis des AKW mit Strahlenschutzanzügen und Gasmasken. Restzweifel bleiben: „Ich kann im Ernstfall nur Empfehlungen geben“, sagt der Landrat.