■ Interview
: Ignoranz im Rathaus

Vom Studenten ohne Umwege zum Filmfest-Organisator: Thorsten Ritter und Torsten Neumann versuchten zum zweiten Mal, mit dem Filmfest Oldenburg der Stadt den Ruf als tiefe Kino-Provinz zu nehmen.

taz: Wie war denn der Zuspruch von seiten der Stadt?

Ritter: Wenn ich ein offenes Wort loswerden kann: Damit sind wir sehr unzufrieden und frustriert. Wir gelten als Prophet im eigenen Lande überhaupt nichts. Wir haben medienmäßig bundesweit ein positives Feedback bekommen, nur die Stadt Oldenburg ignoriert das komplett. Hier werden die Theater extrem unterstützt. Der Oberbürgermeister hatte uns z1war Versprechungen gemacht, uns zu unterstützen, aber schließlich ist uns die Unterstützung doch nicht widerfahren. Unter diesen Bedingungen und ohne due Unterstützung der lokalen Presse habe ich keine große Lust mehr, das Festival hier zu etablieren.

Ich saß stellenweise in halbleeren Sälen. Habt ihr den Kino-Enthusiasmus des Oldenburger Publikums vielleicht überschätzt?

Neumann: Würde ich eher nicht sagen. Vorstellungen von US-Independents ohne bekannte Darsteller und Regisseure und in Originalversion, die im letzten Jahr noch relativ schlecht liefen, waren ausverkauft. Leider ist uns der Chinesische Nationalzirkus in die Quere gekommen, der wohl einiges Publikum weggenommen hat.

Wenn das Programm erst um 17.30 Uhr beginnt, gibt es zwangsläufig viele Überschneidungen. Man muß bei seiner Filmauswahl bei sechs Spielstätten viele Kompromisse machen. Wird sich das ändern?

Neumann: Man muß die Leute erst erziehen, in dem Sinne, daß sie auch schon nachmittags ins Kino gehen und nicht glauben, daß nur abends die guten Sachen laufen. Vielleicht werden wir einen Shuttle-Service anbieten, damit auch das MUWI-Kino dabeibleiben kann. Obwohl das etwas vermessen klingt, wenn ein kleines Festival einen Shuttle-Service anbietet.

Mit einem Filmfest ist kein Geld zu verdienen. Wie sehen die Bilanzen aus?

Ritter: Wir werden hoffentlich zu einer Zwei-Drittel-Platzauslastung kommen und wären dann im „grünen Bereich“. Ich rechne mit 6.000 bis 6.500 verkauften Karten. Fragen: Mu