Musical-Niete für Bremen?

■ In Hamburg wurde Frank Buecheler geschaßt, in Bremen will man ihn noch immer haben

„'Buddy Holly': Produzent hat ausgerockt“, titelte die Hamburger Morgenpost vergangene Woche. Auch die Bildzeitung Hamburg nahm kein Blatt vor den Mund: „Buddy-Holly-Debakel: jetzt müssen Profis her“. Was geht das die BremerInnen an? Viel. Denn jener Geschaßte, von dem hier die Rede ist, gilt als Bremens Musical-Hoffnung: Frank Buecheler, der in Hamburg als Produzent und Geschäftsführer der Firma „Neue Metropol Theater Produktion“ die Gesamtverantwortung hatte für das nur mäßig erfolgreiche „Buddy Holly“-Musical, soll für Bremen ein Stück nicht nur an Land ziehen, sondern auch für Inszenierung und Vermarktung sorgen. Dafür bekäme er von der Stadt den ehemaligen „Showpark“ am Richtweg musicalgerecht umgebaut – für bis zu 40 Mio. Mark.

Eine Niete für Bremen? „Wir haben überhaupt keine Veranlassung, uns nervös machen zu lassen“, sagte Michael Göbel gestern gegenüber der taz. Göbel ist Geschäftsführer der staatlichen Hanseatischen Veranstaltungsgesellschaft (HVG) und betraut mit dem Projekt. Zu den Hamburger Presseberichten meint Göbel: „Wir wissen, daß es von Anfang an in der Hamburger Journalistenszene Gegner von Buecheler und seinem Buddy-Holly-Projekt gab.“ Allerdings: Auch in der überregionalen Presse gab es damals kaum positive Resonanz.

Göbel hingegen schenkt der Presseinformation von Frank Buecheler selbst Glauben, in der er schreibt: „Nachdem die Produktion nunmehr steht und allabendlich vom Publikum begeistert gefeiert wird und die täglichen Ticketverkäufe und Platzauslastungen seit Wochen kontinuierlich steigen, sind die Investoren und ich übereingekommen, daß ich mich, als Produzent und ,Erfinder' des Projekts ,BUDDY' nun den anstehenden neuen Projekten stärker widmen kann.“

Auch in der Interpretation der HVG ist Buecheler nicht geschaßt, sondern „freigestellt“ worden. Michael Göbel schwärmt: „In welch kurzer Zeit der diese Sache in Hamburg aufgebaut hat, von Null auf finanziert, in welch kurzer Zeit der dieses gelbe Zelt gegenüber den Landungsbrücken hingestellt hat – eine einmalige Managementleistung.“ Aus dem Umfeld von „Buddy“ dagegen ist zu erfahren: Für die fristgerechte Durchführung des Zeltprojektes sei die Firma „urban projects“ verantwortlich gewesen, so ein Ex-Mitarbeiter.

Michael Göbel jedoch schwärmt weiter: Buecheler habe gezeigt, daß er betriebswirtschaftliche Kompetenzen habe. „Sonst hat man es in dem Metier ja eher mit Kreativen zu tun, die zwar eine tolle Idee haben, aber mit Kostenstrukturen nicht gerade auf Du und Du stehen.“ Betriebswirtschaftlich kompetent? „Ha“, keckert es da aus Hamburg zurück, „Buddy Holly sollte anfangs 5, dann 8 und schließlich 11 Millionen kosten, jetzt sind schon 32,5 Millionen verbuttert. Die Investoren waren einfach nicht mehr bereit, auch nur eine einzige weitere Mark nachzuschießen, solange solch ein inkompetenter Mensch an der Spitze steht.“

Schuld an den mittlerweile schon ein dreiviertel Jahr dauernden „Start“-Schwierigkeiten des Musicals „Buddy Holly“ habe wesentlich Frank Buecheler, heißt es.Der habe schlichtweg die falschen Leute, speziell für die Regie, zusammengesucht. Selbst nach dem Premieren-Desaster habe er sich nicht ein neues, besseres Team zusammengestellt, sondern selber an der Inszenierung herumgeschustert. Ohne großen Erfolg, so die Presse über den Mann, der sich in den 80er Jahren am Stadttheater Hildesheim bereits als Operettenregisseur versucht hat.

Jetzt endlich, nachdem das Musical-Theater trotz offenbar erheblicher Preissenkungen nur zu 50-60 Prozent ausgelastet ist, wollen die Investoren mit ganz neuen Leuten nochmal ganz von vorn anfangen, u.a. mit Paul Mills, dem Regisseur der erfolgreichen Londoner Originalinszenierung von „Buddy Holly“. „Gut, die Startinszenierung war nicht so toll, hatte deutliche Mängel“, gibt auch Michael Göbel zu. Doch da hält er es ganz mit der Sprecherin der „Neuen Metropol“ in Hamburg, die da sagt: „So ein Stück wächst ja auch.“

In Bremen sind die Verträge mit dem Musical-Produzenten fertig. Jetzt werden sie von einer Wirtschaftsprüfgesellschaft durchleuchtet. Anschließend befassen sich damit Senat und Wirtschaftsförderungsausschüsse . cis