■ Querspalte: Hände weg von Rororo!
Am Montag fanden sich in einem einzigen Artikel dieser Zeitung folgende Schreibweisen: Moruroa, Mororoa, Mururoa. Nun wird es wieder heißen: Typisch linksradikale Kampagnenjournalisten, vor lauter Engagement verschwimmen ihnen die Buchstaben vor Augen. Etwas mehr Engagement für Faktensicherheit bitte! Gemach, gemach! Die Verwirrung kennt nämlich in diesem Falle keine engen Lagergrenzen. Am selben Tag wartet auch die FAZ mit zwei Varianten auf und liefert dabei gleich noch eine vierte mit: Muroroa konkurriert da mit dem in der Mehrzahl verwendeten Mururoa.
Nun wollten wir uns aber gerade gegen letztere Version absetzen, des Kolonialismusverdachts wegen – Mururoa, so die hier im Haus kursierende Legende, sei eine die einheimische Lautbildung mißachtende Schreibweise, die die Franzosen als Kolonialmacht in Umlauf gebracht hätten. Moruroa müsse es deshalb heißen, und wenn auch die ganze Weltpresse gegen uns steht: Der Guardian, der Corriere della Sera, die Herald Tribune und natürlich Le Monde schreiben Mururoa.
Wo sich die Phonetik derart mit der Geopolitik verschlingt, wendet man sich am Ende am besten an die Wissenschaft. Der Ethnologe Horst Cain erklärte auf taz-Anfrage unsere Schreibweise (Moruroa) für Unfug. Es müsse Mururoa heißen, wie die Einheimischen selber schreiben. Ein Blick ins Wörterbuch könne diese Lesart sicher schnell bestätigen. Ob wir uns einen Augenblick gedulden könnten? Hier ist sie, die zuverlässige Quelle – John Frank Stimpsons und Donald Stanley Marshalls „Dictionary of Some Tuamotuan Dialects“, Den Haag 1964 ...
Aber, ach! Hier findet sich bloß Maruroa, was soviel heißen will wie „shaded place“, „shelter“ (geschützter, beschatteter Ort). Wenn also auch die Wissenschaft nicht weiter weiß, sollte man vielleicht im Sinne der besseren Skandierbarkeit auf Demonstrationen die Sache auf jene Laute vereinheitlichen, bei denen ohnehin alles endet, wenn man sämtliche Varianten des Wortes hintereinander spricht: Rororo. Jörg Lau
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