Ein Kurde stirbt bei Schlägerei mit Türken

■ Die Hintergründe sind unbekannt, die Festgenommenen schweigen darüber

Neumünster (taz) – Es ging blitzschnell: Mehrere Wagen fuhren am Sonntag abend in der Neumünsteraner Innenstadt vor einen Imbiß, aus den Autos stiegen nach Polizeiangaben mehrere Kurden, die mit Baseballschlägern und Messern bewaffnet waren, sie griffen eine Gruppe von etwa 15 Türken an. Einer der Angegriffenen zog eine Pistole, er schoß das Magazin leer. Wenig später erlag im Krankenhaus ein 28jähriger Kurde seinen Verletzungen. Zwei weitere Kurden erlitten Schuß- und ein Türke Stichverletzungen.

Für die Polizei sind die Hintergründe des Vorfalls noch unklar, ermittelt werde in alle Richtungen. Möglich sei sowohl ein politischer Hintergrund wie auch Drogengeschäfte oder Privatfehden. „Wir haben kein schlüssiges Bild“, erklärte Polizeisprecher Günther Kronbügel. Der Schütze habe sich unmittelbar nach der Tat der Polizei gestellt. Ein weiterer Beteiligter, vermutlich einer der Angreifer, wurde aufgrund von Zeugenaussagen noch am Tatort festgenommen.

Der Schütze, der in seiner ersten Vernehmung in der Nacht noch die Aussage verweigert hatte, hat inzwischen zwar umfangreich ausgesagt. Das erklärte der Sprecher. Er habe aber nichts Konkretes über Tathergang und gar nichts zum Tathintergrund gesagt.

Auch die Angaben anderer Zeugen seien sehr widersprüchlich gewesen. Bekannt ist, daß es in Neumünster schon mehrfach zu Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Kurden und Türken gekommen war, bei denen auch Personen verletzt wurden. Das Schaufenster eines türkischen Sportvereins war zerstört worden, und es gab auch Attacken auf das kurdische Vereinsheim.

Das Landesamt für Verfassungsschutz hat jedoch keine Erkenntnisse darüber, daß in Neumünster Nationaltürken oder Kurden besonders gut organisiert sind.

Für die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Angelika Beer ist dagegen klar: „Das Blutbad trägt die Spuren des Krieges des türkischen Militärs gegen die kurdischen Bevölkerung in der Türkei, vor dem sich die verantwortlichen deutschen Politiker bisher gedrückt haben, in die norddeutsche Realität.“ Beer appellierte an alle TürkInnen und KurdInnen, den Weg zu einem friedlichen Dialog miteinander zu suchen. Kersten Kampe