Topographie des Terrors fehlt das Geld

■ Baubeginn der Ausstellungshalle für die "Topographie des Terrors" verzögert sich, weil die Bauverwaltung neun Millionen Mark nicht auftreiben kann. Ungesicherte Finanzierung gefährdet das Projekt

Einsam und allein steht auf dem ehemaligen Gestapogelände an der Wilhelmstraße ein bedeutungsvolles Schild. In einem nicht weniger bedeutungsvollen Akt wurde es in Anwesenheit von viel Politprominenz am 50. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai enthüllt. Das Schild kündigte den Bau einer neuen Ausstellungs- und Dokumentationshauses für die Stiftung „Topographie des Terrors“ an. Es kündet und kündet und kündet. Aber der ursprünglich für November geplante Baubeginn steht in den Sternen.

Schuld daran ist die ungeklärte Finanzierung des 44 Millionen Mark teuren Ausstellungshauses. Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) hält das Projekt zwar für wichtig. Seine Verwaltung indessen hat nicht richtig kalkuliert, bedachte sie doch 1993 in einem Architekturwettbewerb den ambitionierten Gebäudeentwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor mit dem ersten Preis, sorgte dann aber nicht rechtzeitig dafür, daß auch genügend Geld zu seiner Realisierung bereitsteht. Seit anderthalb Jahren liegt offen zutage, daß die von Bund und Land dafür reservierten 35 Millionen Mark nicht ausreichen werden. Doch bis heute ist ungeklärt, woher die fehlenden neun Millionen Mark kommen sollen.

Was andernorts als Blockade oder Schlamperei einiger subalterner Beamter abgetan werden könnte, droht hier angesichts der Geschichte des Geländes zur ausgemachten Peinlichkeit zu werden. In den Nachkriegsjahren versuchte man seine blutgetränkte Historie unter den Schutthügeln einer Baustoff-Firma zu verbergen, erst in den achtziger Jahren wurde es „wiederentdeckt“. Bei einem ersten Bauwettbewerb zur zukünftigen Nutzung des Geländes wurde 1984 schon einmal ein Entwurf ausgezeichnet, nach hitzigen Debatten entschied der Senat aber, ihn nicht zu realisieren. „Wenn das jetzt wieder nicht klappt, droht auch der zweite Wettbewerb zu scheitern“, sagt Andreas Nachama, der Geschäftsführende Direktor der Stiftung.

„Das muß klappen, das wird klappen“, entgegnet Nagels Sprecher Ralf Schlichting. Kurz vor Ende der Legislaturperiode wird jetzt hinter den Kulissen hektisch nach Möglichkeiten gesucht, entweder das Geld doch noch aufzutreiben oder einige Schnörkel bei dem auf dünnen Betonstreben stehenden Gebäuderiegel wegzulassen. Ob die Ausstellungshalle ein zweites Tiefgeschoß oder eine Dachverglasung habe, findet auch Andreas Nachama „zweitrangig“. Heute wollen sich die Kulturverwaltung als Bauherrin und die Bauverwaltung als Realisator zusammensetzen und über Auswege beraten. Ute Scheub