Vorschlag

■ Die Tuareg-Gruppe Eheragh gastiert in der UFA-Fabrik

„In der Stadt ist man nichts als ein Gefangener“, sagt Seddih Hani. „Freiheit gibt es für uns Tuareg nur in der Wüste. Dort finden unsere Feste statt, dort sind unsere Tiere.“ Doch nun hat es Hani, der aus der südalgerischen Ajjer-Hochebene stammt, sogar nach Berlin verschlagen. Mit der zwölfköpfigen Folklore- gruppe „Eheragh“ tourt er gerade durch Belgien und Deutschland. „,Eheragh‘ gründeten wir schon 1975“, erzählt der Leiter der Gruppe, Ahmed Zegri. „1989 bekamen wir die staatliche Anerkennung und Fördergelder, davon kauften wir Instrumente, Kleidung und Schwerter und gingen auf Tournee.“

In Illizi, der Heimatstadt der Gruppe nahe der libyschen Grenze, leben viele Tuareg. Die Dürre trieb die Nomaden hierher, heute arbeiten sie für die staatliche Erdölgesellschaft, sind Angestellte oder Händler. Dennoch ist die Bindung an die überlieferten Werte bei fast allen ungebrochen. Eine Million Tuareg leben in der Sahara, verstreut über die Staaten Niger, Mali, Algerien, Libyen und Burkina Faso. Sie eint ihre gemeinsame Sprache, das Tamaschek, und ihre Kultur. „Unsere Traditionen geben wir weiter in unseren Liedern und Gedichten“, erklärt Seddih Hani. Sie handeln von Freundschaft und der Ehre des Kämpfers, preisen die edlen Kamele oder die Salzfracht, und vor allem besingen sie die Schönheit der Frauen.

Eine Kostprobe der Tuareg-Poesie, aber auch viel Musik und Tanz bieten die neun Männer und drei Frauen von „Eheragh“ ab morgen in der UFA-Fabrik. In Kampfspielen und Siegestänzen der Männer lassen sie die kriegerische Vergangenheit der Tuareg erscheinen. Die Frauen trommeln und singen das Tendé und spielen die Ganga, eine Art Zupftrommel. Auch ein klassischer Geschichtenerzähler aus Niger wird dabeisein. „Leider“, seufzt Achmed Zegri, „konnten wir unsere Kamele nicht mitbringen.“ Bettina Meier

Tuareg-Frauen in Algerien Foto: Magda Taroni

„Tuareg – wohin?“, morgen und 8. 9., 21 Uhr, UFA-Fabrik, Viktoriastraße 10–18, Tempelhof