■ Normalzeit
: Die Stadt in den Griff kriegen

Sascha Hettrich ist das, was man einen Yuppie nennt, auch wenn man es ihm schon etwas ansieht, daß ihm das Essen bei seinen Geschäftstreffen schmeckt. Er ist Geschäftsführer der Immobilien-Consultants „Jones Lang Wootton“ in Berlin. Davor war er in der JLW-Dependance Budapest beschäftigt. Die englische Mutterfirma gibt es bereits seit über 200 Jahren, sie hat weltweit 2.500 Mitarbeiter: „Wir operieren im Auftrag von Kunden, wir kaufen keine Objekte. Das hat etwas mit der angloamerikanischen Striktheit zu tun, mit der Interessenskollisionen vermieden werden sollen.

Beim Quartier 205 in der Friedrichstraße zum Beispiel arbeiten wir für den Vermieter dort, wobei wir versuchen, diese Immobilie irgendwie auf dem Markt zu plazieren.“

„Überall in Deutschland gibt es heute ein großes Angebot“, so nennt Hettrich den jetzigen und zukünftigen Leerstand. Schwierig wird es insbesondere für „dezentrale Standorte“.

Der JLW-Chef erwähnt als Beispiel das „Airport-Center Tegel“: „Falsche Lage. Kein Verkehrsanschluß. Keine Einkaufsmöglichkeiten. Nichts“. Für einige Konzerne ist JLW weltweit tätig, etwa für ABB. Jetzt will aber ABB ausgerechnet das Airport-Center anmieten: merkwürdig!

JLW machen die Hälfte ihres Umsatzes mit Beratung, die andere Hälfte besteht aus erfolgsabhängiger Honorierung. Gerade in Berlin gebe es viel „Beratungserfordernisse“, zum Beispiel am Potsdamer Platz von debis, aber auch in Form von „Research“ – als Basis für Architektur-Wettbewerbe. Im Speckgürtel haben die 23 Mitarbeiter von JLW 250 Gewerbepark-Projekte gezählt, innerstädtisch 23. Sie fahren durch die Stadt und führen „Projektlisten“, es gibt darüber hinaus ein paar „interne Strategien, wie man die Stadt in den Griff bekommt“. Hettrich geht davon aus, daß sich das mit den zu vielen Gewerbe- Bauprojekten einpendeln wird – bis 96: dann läuft die Steuerprogression aus. Die Banken würden zwar ihre Investoren nicht fallenlassen, aber bei den Randobjekten wird es dennoch große Probleme geben: Leerstände und Pleiten.

„Die Banken finanzieren den Hochbau jetzt nur noch, wenn Mieter da sind, Folge: es wird weniger realisiert. Besonders die Deutsche Bank ist sehr risikoscheu. Oft gehen die Banken auch in eine Beteiligung rein, da können dann viele Entwickler weniger Blödsinn machen, wie etwa Roland Ernst.“ Leute wie Guttmann-Groenke bezeichnet Hettrich als „Revolverhelden der Abschreibungsbranche: die vertreiben steuerliche Vorteile. Diese Meute war auch nach der Wende da“. „Vor allem bei den geschlossenen Immobilien-Fonds wird es in Zukunft zu Crashs kommen, und das sind sehr viele in Berlin.“

Den Unterschied zu den Maklern sieht man bei JLW darin, daß es bei ihnen keine Vermischung der Aufgaben gibt. Wenn man JLW als „Makler neuen Typs“ bezeichnet, dann hat das etwas mit ihrer Vorliebe für Research, Prognostik, Graphiken, Overhead-Projektionen und dem Wort „Transparenz“ zu tun, im Gegensatz zu den alten Maklern, die sich darauf beschränkten, sich möglichst elegant politisch und sozial einzuwurmen. Helmut Höge

wird fortgesetzt