Eine Magierin unter Banditen

■ Clare Peploes übersinnliche Komödie Wilder Zauber

Es gibt nichts, was es nicht gibt, in dem Film Wilder Zauber; sprechende Hunde etwa, von der Hitze zerknitterte Anzüge, atombombengeschwärzte Teegefäße aus Naga-saki. Es gibt die Flucht der schönen Myra vor dem fiesen Moffet, es gibt den schmierigen Privatdetektiv Ross. Und es gibt Jim Broadbrent, der Myra in die Geheimnisse der mexikanischen Indianermagie einführt.

Und natürlich gibt es eine Liebesgeschichte. Diesmal wurde sie als Roadmovie verpackt, das neben milder Zivilisationskritik auch lehrt: Eine Reise kann Flucht und eine Suche sein, an deren Ende die schmerzhafte Leere zwischen Kopf und Herz verheilt ist.

Diese Erfahrung macht die elegante Zauber-Assistentin Myra, deren Vater versehentlich von ihrem zukünftigen Ehemann Moffet erschossen wurde. Nun, Myra hat Moffet sowieso nie leiden können. Und so flieht sie von Los Angeles nach Mexiko, verfolgt von dem undurchsichtigen Schnüffler Ross und getrieben von ihren magischen Kräften. Immer tiefer tauchen die beiden in die geheimnisvolle Welt Mexikos ein, und mit ihren wundersamen Kräften richtet Myra nützliche Dinge an: Beispielsweise verwandelt sie einen fiesen Tankwart in ein Würstchen, dann legt Myra ein blaues Ei. Wilder Zauber, in der Tat, geschehen in einer Zeit, als die Frauen noch so aussahen wie Lauren Bacall oder Veronica Lake.

Ob Lauren Bacall jemals in Clare Peploes übernatürlicher Komödie aufgetreten wäre, wird wohl ewig ungeklärt bleiben. Indessen, die Kostüme hätten ihr gefallen, immerhin spielt Wilder Zauber in den 50er Jahren. Ohne jeden Respekt verquickte die Regisseurin James Hadley Chase' hard-boiled- Krimivorlage Blondine unter Banditen mit Stereotypen des Detektivfilms und Stilmitteln des magischen Realismus.

In matt-bunten sonnendurchfluteten Bildern erzählt Clare Peploe die ganz und gar unwahrscheinliche Geschichte von Myra und ihrem Geliebten Ross, der ohne Hut einfach besser aussieht, gehalten von jeder Menge skurrilem Humor und der Erkenntnis, daß es auch schmerzhaft ist, ein Zauberer zu sein. Zu guter Letzt lösen sich sogar einige Rätsel, andere hingegen bleiben rätselhaft. Wissenschaft, Zauber, Illusion, am Ende siegt natürlich die Liebe. Auch wenn sie Genreklischees vorher spöttisch zitiert, in ihrem Happy-End fühlt sich die Regisseurin dann schon den Konventionen des Kinos verpflichtet.

Christa Thelen