Zwitschermaschine

■ ... und andere „Musik nach Bildern“, heute beim Bremer Musikfest zu erleben

„Es hatte mich seinerzeit sehr fasziniert, in der Malerei ähnlichen Fragestellungen zu begegnen, wie sie mich seit längerer Zeit beschäftigen“: So der Komponist Bernd Alois Zimmermann über seine Orchesterkomposition „Photoptosis“ (der griechische Begriff für „Lichteinfall“), die durch die monochrome Malerei von Yves Klein inspiriert wurde. Ihn interessierten dabei die „Zusammenhänge zwischen Prinzipien der Zeitdehnung und solchen monochromer Klangfarbenflächen“. Häufig sind – neben anderen Einflüssen – eben auch Bilder die Grundlage von Komposition. Es zeichnet das heutige Programm der Jungen Deutschen Philharmonie unter Markus Stenz – der beinahe Bremer GMD geworden wäre – im Rahmen des Musikfestes aus, daß es diesen Zugang in ihrem Programm systematisiert: alle Kompositionen sind nach Bildern entstanden.

Ganz anders angelegt als das große Werk von Zimmermann ist Modest Mussorgskis berühmter Zyklus „Bilder einer Ausstellung“, 1874 ursprünglich für Klavier geschrieben und hier in der wohl besten Orchesterfassung von Maurice Ravel gespielt. In der durchgehenden „Promenade“ reflektiert der Komponist seine wechselnden Stimmungen beim Durchschreiten der Ausstellung.

Arnold Böcklins Bild „Die Toteninsel“ inspirierte nicht weniger als neun Komponisten, in diesem Konzert wird die Todesvision von Serge Rachmaninov gespielt. Und Last not least: Giselher Klebe mit der „Zwitschermaschine – Metamorphosen über ein Bild von Paul Klee“ (1955). Nach Bildern von Klee sind besonders viele Kompositionen entstanden.

Ein solch stringentes Programm erlaubt natürlich, das eigene Verhältnis zum Bild sozusagen zu hören; weitere Anregung dazu wird die Komponistin Sabine Schäfer geben, die eine Stunde vor dem Konzert ihre Klanginstallation „Hörbild“ präsentieren wird. Sie stellt ihre Arbeit am Nachmittag in der Kunsthochschule vor. usl

Konzert um 20 Uhr in der „Glocke“; um 16 Uhr: Gespräch mit der Künstlerin Sabine Schäfer in der HfK; 19 Uhr: Klanginstallation vor dem kleinen Saal der Glocke.