Offen für Denkanstöße

Am Sonntag ist der „Tag des offenen Denkmals“ – auch in Bremen. Herzlich wenig bekommen davon die Insassen der Strafvollzugsanstalt Oslebshausen mit. Dabei ist das schmucke Backsteingebäude (unser Foto) frisch in die Bremer Denkmalliste aufgenommen worden aber beim Denkmalstag bleiben hier die Türen noch zu.

Dafür gibt es – neben bekannten Sehenswürdigkeiten wie Dom und Rathaus – dieses Mal echte Raritäten zu besichtigen. Zum Beispiel den blauen Himmelssaal von Bernhard Hoetger im Haus Atlantis in der Böttcherstraße. Den bekommt man sonst nur als Gast des Scandic-Crown-Hotels zu sehen, oder wenn man so tut, als wäre man einer. Treff für die Führungen ist das Roselius-Haus (11 - 17 Uhr).

Die Kirchen machen ihre Türen an diesem Tag besonders weit auf. Neben der St. Petri Domkirche (inklusive Dom-Museum) sind auch die Propsteikirche St. Johann, die St. Martini Kirche und Unser Lieben Frauen Kirche zu besichten. Und wer bereit ist, einen kleinen Ausflug zu unternehmen, der hat zwischen 15 und 17 Uhr die Möglichkeit, sich die Kirche in Grohn anzusehen. Das hört sich nicht sehr spektakulär an, ist es aber, denn diese neo-romanische Kirche ist innen vom Sockel bis zur Kuppel ausgemalt (mit byzantinischen Elementen) und das ist einzigartig in Bremen.

Und dann öffnet noch ein Haus seine Türen, wo sicher viele gern mal hinter die Kulissen schauen möchten, weil sie den dringenden Verdacht hegen, daß hinter jedem Regal ein Kaffeekränzchen aufzustöbern ist. Die Rede ist vom Finanzamt am Rudolf-Hilferding-Platz. Das ehemalige „Nordwollehaus“ war Ende der 20er Jahre die Zentrale der Norddeutschen Wollkämmerei. Sie gehörte damals zu den größten wollverarbeitenden Firmen der Welt; dementsprechend prächtig gestaltete man den Stammsitz. Wer mit seiner Einkommenssteuererklärung durch die Gänge huscht, sieht von dem alten Prunk nicht mehr viel, aber die Organisatoren versprechen ungeahnte Einblicke.

Lange Warteschlangen gibt es aber wohl auch dieses Jahr nur am Rathaus – dort tummeln sich die traditionsversessenen BremerInnen immer noch am liebsten. Dort wird auch Kultursenatorin Bringfriede Kahrs den Tag eröffnen, den das Landesamt für Denkmalpflege und der Verein Niedersächsisches Volkstum organisiert haben. Gudrun Kaatz Foto: Tristan Vankann