Wache gegen Genraps

■ Acker von Wölfersheim bleibt besetzt, Chemiefirma befürchtet Eskalation

Wölfersheim (taz) – Die Chemiefirma AgrEvo läßt nicht locker. Aber „Verhältnisse wie an der Startbahn West“, sagt ein Firmensprecher, wolle man nun auch nicht provozieren. Den für gestern avisierten vierten Termin, genetisch veränderten Raps auszusäen, ließ die AgrEvo ungenutzt verstreichen. Zwar war die Scholle, anders als beim vorletzten Versuch, diesmal trocken. Doch wieder hatten rund 200 Menschen den Acker besetzt.

Dennoch geht die AgrEvo offenbar davon aus, daß die von den Wetterauer „Wühlmäusen“ organisierte Widerstandsfront gegen die Freilandversuche abbröckeln wird – Raps kann noch im Dezember ausgesät werden. Für heute hat die gemeinsame Tochter von Hoechst und Schering den fünften Aussaatversuch angekündigt – und die „Wühlmäuse“ und ihre SympathisantInnen die Fortsetzung der seit dem Fühjahr andauernden Ackerbesetzung. Mitstreiterin Gertrud Amreim ist sicher, daß auch in den Nächten „Wachen aufgestellt werden“. Sie legt sogar „die Hand ins Feuer, daß heute und an den kommenden Tagen Hunderte kommen“.

Anders als in der vergangenen Woche hatten diesmal auch viele ältere BürgerInnen den Weg zum besetzten Acker gefunden. Für ihre „Kinder und Enkelkinder“ stehe sie hier auf dem Feld, sagte eine ältere Demonstrantin. Gekommen waren auch die Biobauern der Umgebung, die befürchten, daß der gentechnisch veränderte Raps – auf dem Weg über die Bienen – ihr nach Demeter-Richtlinien angebautes Gemüse beinträchtigen könnte.

Obleich der Landesvorstand der Bündnisgrünen heftig für die Einleitung juristischer Schritte gegen den Freilandversuch plädierten, streckte Justizminister Rupert von Plottnitz (Bündnisgrüne) am Dienstag die Waffen. Weil sein Ministerium „zu spät“ über die Gründe informiert worden sei, mit denen eine Klage hätte formuliert werden können, seien die Klagefristen ungenutzt verstrichen. „Gepennt“ habe die gesamte Landesregierung, hieß es gestern in Parteikreisen verärgert. In den rot-grünen Koalitionsvereinbarungen waren Freilandversuche mit gentechnologisch veränderten Pflanzen explizit ausgeschlossen worden. Klaus-Peter Klingelschmitt