■ Nachgefragt
: Abgeschottet in Peking

Die Bremer PDS-Bundestagsabgeordnete Heidi Knake-Werner ist als Teilnehmerin der Weltfrauenkonferenz nach Peking gefahren. Die taz hat sie telefonisch erreicht.

taz: War es richtig, die Weltfrauenkonferenz nicht zu boykottieren und hinzufahren?

Heidi Knake-Werner: Ein Boykott wäre sinnvoll gewesen, wenn es gelungen wäre, ihn weltweit zu organisieren. Aber als sich abzeichnete, daß es dazu nicht kommt, hätte er keinen Sinn mehr gehabt.

Lohnt sich die Teilnahme?

Ja, denn gerade für eine deutsche Feministin ist es sehr lehrreich zu erleben, wie unterschiedlich die Interessen der Frauen sind, die hier zusammenkommen. Da gibt es an einem einzigen Tag sechs Demonstrationen: Zuerst eine von islamischen Frauen gegen Abtreibung und Homosexualität. Dann eine von lesbischen Frauen. Dann wird für die Befreiung von Ost-Timor demonstriert, dann unter dem Motto „Stop the Bomb“ gegen die französischen und chinesischen Atomtests. Und schließlich stehen bosnische Frauen da und fordern Waffen für Bosnien.

Und für dieses Zusammentreffen spielt der Tagungsort Peking keine Rolle?

Die einzelnen Tagungsorte sind ja gegenüber der chinesischen Öffentlichkeit total abgeschottet. Deshalb werden wohl die Demonstrationen im Tagungszentrum Huairou einfach geduldet. Und selbst wenn Veranstaltungen im Zentrum von Peking stattfinden, dann haben sie wenig Wirkung nach außen.

Dagegen läßt sich nichts machen?

Ich habe auch erst gedacht, da sind dann 30.000 Frauen zusammen, das wird schon Wirkung haben. Aber die Interessen sind doch viel zu unterschiedlich.

Heute haben die dänischen Frauen eine ganz schöne Aktion gemacht. Da hatten wir das internationale Parlamentarierinnen-Treffen im Haus des Volkes hier in Peking. Und da haben sich die Däninnen mit T-Shirts, auf denen in chinesischen Schriftzeichen gegen die französischen und chinesischen Atomtests protestiert wurde, auf die Eingangstreppe gestellt und sie auch während der Veranstaltung getragen. Aber Passantinnen haben das trotzdem kaum mitbekommen, in deren Augen sind wir wohl auch eher Touristinnen. Und in den chinesischen Medien kommen solche Aktionen gar nicht vor. Da gibt es ausschließlich offizielle Berichterstattung.

Haben Sie selber Kontakte zu chinesischen Frauen knüpfen können?

Bisher noch nicht, aber am Wochenende habe ich Termine mit chinesischen Wissenschaftlerinnen vereinbart. Ich bin sehr gespannt darauf.

Fragen: Dirk Asendorpf