Schülerdemo endete im Polizeikessel

■ 14.000 bei Protest gegen Atomtests auf dem Ku'damm. Nach dem Ende der Demonstration zogen viele spontan weiter

Für rund fünfzig SchülerInnen endete die Demonstration gegen die französischen Atomtests im Pazifik gestern am frühen Nachmittag in einem Polizeikessel. Auf dem Brachgelände am Potsdamer Platz umzingelten etwa 20 Beamte eine der vielen Schülergruppen, die nach dem offiziellen Ende der Demonstration gegen 11 Uhr spontan weitergezogen waren. „Wir sind kreuz und quer durch die Innenstadt gelaufen. Die Polizisten haben versucht, uns den Weg abzublocken, aber wir haben immer wieder eine Lücke gefunden“, erklärte einer der Eingekesselten, der 13jährige Tobias von der Hermann-Ehlers-Schule in Steglitz.

Die 14.000 SchülerInnen, die sich am Vormittag vor dem Maison de France am Kurfürstendamm versammelt hatten, hielten 230 Polizeibeamte auf Trab. In der Innenstadt bildeten sich lange Staus. In Sprechchören forderten die Demonstranten ein Ende aller Atomtests. Sie bewarfen das französische Kulturinstitut vereinzelt mit Eiern und Tomaten. Als die Veranstalter die Demonstration beenden wollten, ernteten sie Pfiffe. 3.000 SchülerInnen zogen noch fast zwei Stunden den Kurfürstendamm rauf und runter. Rund fünfzig Demonstranten blockierten vorübergehend die Kreuzung Tauentzien- Ecke Nürnberger Straße. Später zogen einige hundert Jugendliche in Richtung Unter den Linden, zur französischen Botschaft. In der Nähe des Brandenburger Tors wurde der Zug von der Polizei gestoppt und aufgelöst.

„Zwei Stunden lang hat die Polizei die Spontandemonstration geduldet, aber jetzt ist Schluß“, erklärte der Einsatzleiter einer Gruppe von SchülerInnen, die ihren Freunden im Kessel auf dem Potsdamer Platz zu Hilfe eilen wollten. „Jetzt ist es nicht mehr lustig. Wenn ihr den Platz nicht sofort verlaßt, nehme ich euch in Gewahrsam“, drohte er und versuchte dann, der Lage mit pädagogischen Mitteln Herr zu werden: „Wir finden das alle nicht gut, was da im Pazifik passiert ist. Eure Botschaft ist angekommen, geht nach Hause!“

Für die Eingekesselten ging dann doch alles glimpflich ab. Nach fünfzehn Minuten wurden sie in kleinen Grüppchen laufen gelassen, „damit sie nicht erneut einen Demonstrationszug bilden“, so der Einsatzleiter. Er verzichtete auch darauf, ihre Personalien aufzunehmen. Dorothee Winden