■ Querspalte
: Some like it H.O.T.

Die Untermieterin empfängt mich fast täglich mit einer neuen Hiobsbotschaft. Letzte Woche war es „Der Kühlschrank ist im Arsch“, gestern hatte sie die Zeugen Jehovas abgewimmelt mit „Kommen Sie morgen um 20 Uhr wieder, dann ist meine Mitbewohnerin da“, und heute wedelt sie mit einer Zeitung vor meiner Nase herum: „Super! Wir können jetzt Sachen übers Fernsehen bestellen!“ Endlich mal was Positives. Ich erfahre, daß es demnächst einen Teleshopping-Kanal H.O.T. (Home Order Television) geben wird, in dem pausenlos Produkte angeboten werden sollen, die man dann per Telefon bestellen kann. Ein Lichtblick für uns alleinstehende Frauen! Es ist doch immer der Abend, an dem uns der nägelbeißende Horror einholt. Und wenn wir dann gerade in der richtigen Stimmung sind, die Euroschecks durchzuzählen und in den Boutiquen Tabula rasa zu machen, hauen die zu. Am nächsten Morgen ist der ganze Impetus natürlich im Eimer. Auf diese Art wird Deutschland im internationalen Wettbewerb wohl keinen Blumentopf gewinnen. Das finden die Fernsehdirektoren auch. Sie zanken sich gerade mit den Medienwächtern, die gegen H.O.T. voreingenommen sind, weil sie nicht wissen, ob das ein Fernsehen oder eine Dienstleistung ist. Alles Quatsch! Logischerweise sind alle Apparate, die man mit einer Steckdose verbinden und, wenn die Geräusche lästig werden, nach Gusto ein- und ausschalten kann, Dienstleistungsapparate. Mir fällt jetzt ein dringenderes Problem ein: Wir können nicht über Satellit empfangen!

„Dann kaufen wir einen“, befindet die Untermieterin. Einen ganzen Satelliten? Ich bin nicht sicher, ob wir uns das leisten können. Egal, das kriegen wir irgendwie hin. „Aber erst den Kühlschrank!“ „Ach was! Den bestellen wir, wenn der Satellit da ist!“ Na gut. Es klingelt. Ach du Scheiße, die Zeugen Jehovas. Was soll ich denen bloß sagen? „Sag denen, wir bestellen den Wachturm ab jetzt über H.O.T.“ „Und wenn die nicht da drin sind?“ „Dann ist der internationale Sektenwettbewerb für sie gelaufen.“ Fanny Müller