■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Wenn das Strahlen schwerfällt

Das war schon ein Wechselbad der Gefühle, das der Finanzsenator in dieser Woche durchlaufen mußte. Am Samstag noch hatte er gegenüber dem Weser Kurier ausgeplaudert, daß das mit der Haushaltssanierung nicht hinhauen kann. Da hat es Ulrich Nölle ganz schön gebeutelt: Der Finanzstaatsrat Dannemann hat nur die Augen verdreht, als er von den Ausführungen seines Chefs gehört hat, und in der CDU-Fraktion haben sich auch einige gefragt, ob man so doof sein kann, so kurz vor der Regierungserklärung einen solchen Satz rauszulassen. Beulen für Nölle also. Aber am Donnerstag wurde dann allesalles wieder gut. Nölle durfte im Fernsehen strahlen wie ein Honigkuchenpferd, weil er so eine prima Figur beim Kanzler gemacht hatte.

Ein bissel Entlastung für Nölle also. Die hat er auch ziemlich nötig, denn innerhalb der CDU steht er unter Druck. Den macht Bernd Neumann. Dem wird der Nölle zu frech. Der will sich nämlich vom altvorderen Neumann nicht mehr alles vorschreiben lassen, und so hat sich in den letzten Monaten ein munterer christdemokratischer Grabenkampf. Schon kurz nach der Wahl hatte Nölle öffentlich gestänkert, jetzt dürfe man sich nicht mehr so viel aus Bonn reinquatschen lassen. Und prompt hat er dafür die Quittung gekriegt. Gar niemand wollte Nölles Kritik bei der ersten Sitzung der neugewählten Fraktion teilen, Neumann ließ seine Hunde los, und Nölle ging mit Blessuren aus dem Rennen.

Und Neumann setzt nach: Er droht mit einem neuen Ziehsohn, allerdings einem schon etwas angegrauten. Wenn Nölle nicht spurt, so ist aus dem CDU-Haus zu hören, dann kommt halt Hartmut Perschau. Dem neuen Wirtschaftssenator fliegen sowieso die Herzen der Fraktion zu, bei der DASA-Betriebsversammlung hat er sich ordentlich geschlagen, und bei der erstbesten Stellenbesetzung, der des Bürgertschaftsdirektors, hat er seinen Mann, Andreas Pfeifer aus Sachsen-Anhalt, unterbringen dürfen, schon weil man bei der CDU ohne Hausmacht nichts werden kann.

Also: Nölle steht unter Druck und er hat einen mächtigen Gegner im Kreuz. Warum bloß konnte der Mann so strahlen, nachdem er mit dem Kanzler geplaudert hat? Ganz einfach: Zum erstenmal hat Klein-Nölle in Bonn alles ganz ohne Groß-Neumann gefingert. Der hockt zwar als parlamentarischer Staatssekretär in der Bundesregierung und galt dort immer als der ganz kurze Draht Bremens zum Kanzler, hat aber bei Nölles und Scherfs Kanzlerbesuch nichts zu melden gehabt. Bei Kohl hat er nicht auf dem Sofa sitzen dürfen, noch nichtmal bei der Vorbereitung war er dabei. Ein glatter Treffer für Nölle. Auf die nächsten Scharmützel können wir uns schon freuen, Ihre Rosi Roland