Regen, Liebe, Monster

■ Heute im Wehrschloß: „Der kleine Muck“ und „Half Japanese“

„Die dünnen Saiten machen hohe Töne, die dicken machen tiefe.“ Mehr braucht man nach Meinung des „Half Japanese“-Kopfes Jad Fair nicht übers Musizieren zu wissen. Außerdem gäbe es sowieso nur zwei Sorten von Liedern: Monsterlieder und Liebeslieder. Solche spielen er und sein Bruder David nun schon seit Ende der 70er im inzwischen modischen spartanischen LowFi-Sound. Dabei werden die hornbebrillten Geschwister immer wieder unterstützt von Gästen wie der „Velvet Underground“-Trommlerin Moe Tucker oder dem Jazz-Avantgardisten Fred Frith.

Ebenfalls ein Allrounder mit Do-it-yourself-Philosophie ist „Der kleine Muck“ aus Hamburg, der heute vor dem „Half Japanese“-Auftritt im Wehrschloß seine eigentümlichen Klangminiaturen zum besten gibt. Mit seinem Fanzine „Gold & Rosen“ erschrieb er sich eine kleine begeisterte Fangemeinde, als Labelgründer tut er Gutes für andere Bands, und sobald irgend etwas seinen Weg kreuzt, das irgendeine Art von Ton macht, muß man damit rechnen, es demnächst auf einer seiner Platten zu hören.

Für sein jüngstes Werk nahm er den Regen auf, der an sein Fenster prasselte, ging mit der Gitarre drüber und schuf damit Beachtliches. Nicht minder skurril sind die Texte, die dem Ex-Mitglied der legendären „Hrubesch Youth“ zu seinen Tönen einfallen. In „Bert-Side of my Bed“ beispielsweise erfahren die ZuhörerInnen über die Einteilung des Künstler-Bettes in eine Ernie- und eine Bert-Seite.

Berüchtigt ist „Der kleine Muck“, der seine neueste Buch/Platte-Kollektion selbstironisch als „Slacker-Box“ anpreist, dafür, daß seine Auftritte als die pannenanfälligsten der gesamten Hamburger Musikszene gelten. Gegen 21 Uhr kann man heute im Wehrschloß erleben, ob der Fluch in Bremen gebrochen werden kann. A. N.