Grabungsarbeiten für High-Tech

■ Offizieller Baubeginn bei Sony am Potsdamer Platz mit symbolträchtigem erstem Spatenstich und viel Prominenz

Es war bewölkt und schwül, aber gottlob regnete es nicht. Sonst hätte der symbolische erste Spatenstich für das Sony-Center am Potsdamer Platz gestern womöglich in einer Schlammschlacht geendet. Während sich die Sony-Abgesandten höflich vor dem Regierenden Eberhard Diepgen und Bausenator Wolfgang Nagel verbeugten, ließ Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) zunächst auf sich warten, kam dann aber doch noch rechtzeitig zum offiziellen Buddeln.

Bis 1999 sollen auf der dreieckigen Fläche auf der Westseite des Platzes neben der Europazentrale des Sony-Konzerns auch Büros, Wohnungen, ein Kinozentrum sowie Gebäude für das Berliner Filmhaus und die Deutsche Mediathek entstehen. Nach dem Entwurf des Chikagoer Architekten Jahn wird ein überdachtes Forum mit Geschäften, Restaurants und Cafés den Mittelpunkt des 1,5 Milliarden teuren Projektes bilden.

Sony-Chef Ohga sprach bei der Zeremonie von der Hoffnung, daß der Sony-Bau das Zentrum der neuen Internationalität Berlins werde und das Projekt die deutsch- japanische Freundschaft fördere. Auch Rexrodt deutete den Baubeginn als ein deutliches Signal, daß es vorwärtsgehe in Berlin. Dann warteten die 450 geladenen Gäste gespannt, ob es den Politikern und Investoren überhaupt gelingen würde, mit den Spaten in das harte Erdreich einzudringen. Doch man hatte vorgesorgt und einen lockeren Sandhaufen aufgeschüttet. Zu Fanfarenklängen machten sich schließlich neun Herren gemeinschaftlich, ganz im japanischen Sinne, daran, ein bißchen Sand in die Luft zu schleudern.

Nach debis/Daimler-Benz ist Sony das zweite Unternehmen, das am Potsdamer Platz mit dem Bau eines steinernen Milliardenprojekts beginnt. Sony hatte bereits 1990 das 26.500 Quadaratmeter große Grundstück zwischen Bellevuestraße und Potsdamer Straße für den niedrigen Preis von rund 100 Millionen Mark erworben. Zu den Verkaufsvereinbarungen zählte, daß Sony in sein Bauvorhaben ein Filmhaus sowie eine Cinemathek und die Altbauten des früheren Hotel Esplanade integriert. Für das Filmhaus lag bereits eine Planung des holländischen Architekten Hertzberger auf dem Tisch.

Doch der Konzern hielt sich nicht an Verabredungen. Weder akzeptierte Sony die städtebaulichen Vorgaben aus dem Jahre 1992 für ein engmaschiges Netz aus Blöcken und Straßen – es präsentierte nach einem Bauwettbewerb den amerikanisch anmutenden Entwurf Helmut Jahns –, noch dachte Sony daran, die Altbauten zu erhalten. Teile des Esplanade sollten abgerissen werden.

Zu Planungsverzögerungen führte der Streit um das Esplanade: Die Bauexpertin Elisabeth Ziemer (Bündnis 90/ Die Grünen) forderte, bei einem Abriß den geringen Kaufpreis durch die EU- Kommission überprüfen zu lassen. Eine „Wertminderung“ (die Sony viel Geld eingespart hatte) von 10 Prozent des Grundstücks sei dann nicht mehr gegeben. Erst 1993 konnte geklärt werden, daß Sony den historischen Kaisersaal, den Frühstücksraum und die Fassade erhalten muß. Verzögerungen traten auch ein, weil der Konzern einen Grundstückstausch auf die lange Bank schob und ein separates Anbindungskonzept an den Autotunnel verlangte. ole/rola