Windige Umwege zum Sonnenstrom

Fehlanzeige bei sauberen Energien: Unis und Handwerk bieten keine eigene Grundausbildung  ■ Von Marcus Franken

Ob mit oder ohne ökologische Steuerreform: Den regenerativen Energieträgern gehört die Zukunft. Doch wer eine Ausbildung in Sachen Wind-Wasser-Sonne sucht, trifft bei den örtlichen BerufsberaterInnen zunächst auf Ratlosigkeit. Die Berufs-Informationszentren (BIZ) der Arbeitsämter entlassen die FragerInnen mit der unerfreulichen Auskunft, daß es eigene Studiengänge oder Lehrberufe im Bereich regenerativer Energien in der Bundesrepublik nicht gibt.

Wer studieren will, muß sich als angehende RegenerativtechnikerIn in den Bereichen Maschinenbau oder in der Energie- und Verfahrenstechnik einschreiben. Hier können die StudentInnen nach dem Grundstudium Fächer wie Photovoltaik, thermische Solarnutzung und Windenergie vertiefen. Heute bieten die meisten Universitäten dazu Vorlesungen und Seminare an. Mit einem vergleichsweise breiten Angebot kann zum Beispiel die Technische Universität Berlin aufwarten.

An der TU Berlin gibt es auch die Möglichkeit, sich abseits des normalen Vorlesungsbetriebs mit Themen eigener Wahl auseinanderzusetzen. Im Rahmen der sogenannten Projektwerkstätten können StudentInnen eigene Projekte vorschlagen und sie in der Uni durchführen. Zur Zeit bietet die TU Projektwerkstätten zur Energieberatung in Handwerk und Kleingewerbe, zur energetischen Optimierung eines Zweifamilienhauses und zur Energiespeicherung mit Schwungrädern an.

Auch bei der Aus- und Fortbildung von ElektrohandwerkerInnen und InstallateurInnen gibt es Bemühungen, die erneuerbaren Energieträger zu integrieren. Die HandwerkerInnen, sagen die Fachleute, seien das Nadelöhr bei der Einführung der regenerativen Energiesysteme: Weil sie sich mit den neuen Techniken nicht auskennen, bieten sie ihren Kunden lieber Öl- und Gasheizungen als Solaranlagen an.

Die Handwerkskammern, vor allem die Handwerkskammer Freiburg, und Vereine wie das Forum für Zukunftsenergien in Bonn, informieren Ratsuchende über Fortbildungskurse für HandwerkerInnen – beklagen sich aber über die geringe Resonanz bei ihrer Zielgruppe.

Wer Studium oder Lehre hinter sich hat, kann sich eines großen Fortbildungsangebots erfreuen. In Butzenbach bietet die Berufsschule des Wetteraukreises die TechnikerInnen-Ausbildung mit dem Schwerpunkt „Erneuerbare Energien, ökologische Energienutzung, Energieberatung“ an – in der Bundesrepublik bisher eine einmalige Sache.

Innerhalb von zwei Jahren werden FacharbeiterInnen aus dem Metall- oder Elektrobereich (mit mindestens anderthalb Jahren Facharbeiterpraxis) so ausgebildet, daß sie anschließend als EnergieberaterInnen oder in Planungsbüros, bei der Produktion von Blockheizkraftwerken oder Photovoltaikanlagen arbeiten können. Die TechnikerInnen, so der Leiter des Ausbildungsganges, leisten ihren Beitrag zu einem neuen Energiedenken, zur Lösung des CO2- Problems und zum wirtschaftlichen Umgang mit Energie ohne Komforteinbuße.

Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg bietet den Kurs „Erneuerbare Energien“ für Leute mit abgeschlossenem Studium und Berufserfahrung an. Der Kurs dauert ein Jahr und wird in englischer Sprache geführt. Die TeilnehmerInnen werden mit dem Ziel ausgebildet, regenerative Energiesysteme in den Ländern der Dritten Welt einzuführen.

Das Fernstudium „Energieberatung und Energiemanagement“ am Institut für Energiewirtschaft der TU Berlin richtet sich ebenfalls an „HochschulabsolventInnen und qualifizierte BerufspraktikerInnen“. Hier stehen aber die energiewirtschaftlichen Fragen heimischer Gewerbe, Industrien und Verwaltungen im Vordergrund. Nach acht Monaten, die auch zweiwöchige Kurse in Berlin beinhalten, sollten die TeilnehmerInnen in der Lage sein, „Maßnahmen zum rationellen Energieeinsatz und zur Umweltentlastung zu entwickeln, wirtschaftlich zu bewerten und umzusetzen“.

Eine gute Information zum Thema „erneuerbare Energien“ bietet eine kostenlose Broschüre des Bundeswirtschaftsministeriums mit dem Titel „Erneuerbare Energien verstärkt nutzen“. Sie gibt eine Einführung in das Thema, erläutert die verschiedenen regenerierbaren Energiesysteme und bietet eine Vielzahl von Kontaktadressen.

Die beste Möglichkeit, sich zu informieren, bieten aber immer noch Fachausstellungen wie die „Renergie“ in Hamm, der Kongreß „Erneuerbare Energien“ auf der Hannover Messe oder die „Husumer Windenergietage“. Dort sind viele Firmen und Anbieter von Fortbildungsveranstaltungen vertreten, und parallel zu den Messen werden Seminare angeboten.

Das schafft einen guten Überblick und gibt gleichzeitig die Möglichkeit, sich auch spezielle Fragen von Fachleuten beantworten zu lassen.