Weiterbildung oder Disqualifizierung

■ Berufliche Bildung als Wirtschaftsfaktor: 500 AusstellerInnen auf der Messe „Qualifikation 95 Hannover“ vom 19. bis 22. September / Schwerpunkt Multimedia

Fast 80 Milliarden Mark geben deutsche Unternehmen jedes Jahr für Bildung aus, schätzt das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Die Fachmesse „Qualifikation“ in Hannover, die vom 19. bis zum 22. September dauert, soll Überblick und Orientierung auf dem riesigen Markt der beruflichen Bildung vermitteln.

Die Messe findet 1995 zum zweiten Mal statt. Sie wendet sich nicht nur an Lehrkräfte der beruflichen Aus- und Weiterbildung, sondern auch an personalverantwortliche Führungskräfte und ManagerInnen.

Vor allem dem Fachpublikum präsentieren sich etwa 500 AusstellerInnen: Tagungsstätten, Bildungsveranstalter, Hersteller von Präsentationstechnik oder von Lehr- und Arbeitsmitteln. Auch Fachhochschulen und Universitäten stellen ihre berufsbezogenen Angebote vor.

Auf rund 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in den Messehallen zwei und drei lautet die Botschaft der „Qualifikation 95“: Wer sich nicht weiterbildet, wird disqualifiziert. Und das gilt nicht nur für Angestellte und Arbeitnehmer, sondern auch für die Firmen. Jeder einzelne muß sich auf lebenslanges Lernen einstellen, außerdem ist Qualifikation im internationalen Wettbewerb ein „zentraler Baustein für die Zukunftssicherung von Unternehmen“, so der Präsident des mitveranstaltenden Verbandes Berufliche Qualifizierung e.V.

Für solcherlei „Investitionen in das Humankapital“ will die „Qualifikation 95 Hannover“ Leitmesse sein, so Klaus Goehrmann, Vorsitzender der Deutschen Messe AG in Hannover. Die Chancen für eine erfolgreiche Veranstaltung stehen gut, denn, so Goehrmann, „nicht nur die Angst vor Arbeitslosigkeit aufgrund mangelnder Qualifikation, sondern die Einsicht in die Unabdingbarkeit fortwährender Weiterbildung haben bei vielen Menschen Einstellungsänderungen bewirkt“. Erfahrungen von großen Konzernen zeigten, daß Mitarbeiter mittlerweile auch bereit sind, auf Freizeit zu verzichten und sich statt dessen weiter zu qualifizieren.

Auch die vielbeschworene Flexibilisierung der Produktion verlangt eine Weiterbildung der Mitarbeiter. Das Training kommt zum Arbeitsplatz und nicht mehr der einzelne Mitarbeiter zur Schulung, so der gegenwärtige Trend. Ein Thema für die Chefetage, aber auch für Betriebsräte und Gewerkschaftsfunktionäre.

Ein weiterer Schwerpunkt der „Qualifikation 95“ ist Multimedia. Bildung wird durch neue Netzwerke und Computertechnik zum jederzeit abrufbaren Dienstleistungsgut, heißt die Devise.

Die inhaltlichen Messe-Schwerpunkt werden durch das begleitende Kongreßprogramm unterstützt. Beispiele von Veranstaltungstiteln sind: „Keine Chancen ohne Weiterbildung“ (Verein Deutscher Ingenieure, VDI), „Qualität durch Qualifizierung in der Logistik“ (Deutsche Gesellschaft für Logistik) oder „Datenverarbeitungs-Ausbildung zwischen Anwendernutzen und High- Tech-Euphorie (Computerwoche).

Die berufliche Bildung war bisher auf den Messen „Didacta“ und „Interschul“ eher eine Randerscheinung. Durch diese neue Qualifikationsmesse ist die berufliche Bildung aus dem Schattendasein ins Rampenlicht getreten, lautete das Fazit der Premiere im vergangenen Jahr.

Die Messe ist von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Tageskarten kosten 25 Mark. Ermäßigter Eintritt für SchülerInnen und StudentInnen: zwölf Mark. Konrad Baer